Das Bichepos: Die Katze gerubbelt!

Liebe Bichgroupies,

Bevor Ihr Eure Ungeduld im Facebook oder in der Kommentarfunktion noch weiter auslebt, kommt hier endlich der ersehnte Bericht über das Meisterwochenende, sowie das Versprechen, dass der Skibicheinling auch zeitnah (nämlich gestern) einen Bremen Bericht über die Fahrt mit der allseits beliebten Liederbuch-Motorradtour-Fanabteilung, einen sogenannten Must-Read, nachliefern wird.

Der Prolog: VfB Speldorf- Rot-Weiss Essen

Begonnen hat dieses sagenhafte Wochenende für zwei griechisch-bichige Arbeitsverweigerer bereits am Dienstag, als sich die beiden Wissenschaftsbich mehr oder weniger spontan dazu entschieden, sich noch das neue umgebaute Mülheimer Ruhrstadion anzuschauen. Anlass war die von der aktiven Essener Szene boykottierte Neuansetzung der Partie zwischen Gastgeber Speldorf und dem voraussichtlichem NRW Liga Meister Rot-Weiss Essen. Zur Erklärung, das Hinspiel war aufgrund meteorologischer Kapriolen in der 71. Minute abgebrochen worden und die Eintrittskarten der ursprünglichen Partie sollten beim Nachholspiel keine Gültigkeit mehr besitzen. Diese im ersten Moment dreist erscheinende Abzocke relativierte der Veranstalter aber später mit dem Hinweis auf die Verbandsstatuten, die wohl besagen (ich hab es nicht verifiziert), dass der Gastgeber im Falle eines Spielabbruchs die Hälfte der Einnahmen an den Gastverein abführen muss. Diese Tatsache hätte wohl ein Verlustgeschäft für die Mülheimer bedeutet, hätte man nicht erneut Eintritt verlangt.

Da der unsportlichste Vierlingsbruder (zur Erinnerung Horst-Kevin „spielt“ Tischtennis) aber zum eigentlichen Termin sowieso mit dem Kronprinz und dem schlausten Menschen der Welt in Aachen verweilte (gibt’s da eigentlich auch mal einen Bericht?) und ich auf dem Geburtstag des tapferen Rächer der Gerechten geladen war, gerieten wir in keinerlei Gewissenskonflikte. Nach unspektakulärer Anreise mit der S-Bahn unseres Vertrauens hängten wir am Bahnhof gekonnt die spärlich mitgereiste Essener Krawalljugend ab – egal wie wenig Leute kommen, die Assis sind wirklich immer da – und ergötzten uns am mal wieder völlig überdimensionierten Polizeiaufgebot. Muss wohl an der unmittelbaren Nähe zu Duisburg gelegen haben, dass für ungefähr 500 Zuschauer ebensoviele Freund und Helfer Spalier standen.

Das Spiel an sich war recht flott und da sich die akustischen Ergüsse des Publikums auf gelegentliche Pöbeleien gegenüber Gegner und Schiedsrichter beschränken, kam man in den Genuss mal die Anweisungen der Trainer und Spieler zu verfolgen. So konnten die Spieler immerhin mal einen Eindruck bekommen, wie die NRW-Liga wirklich ist. Trotzdem bedankten sich Spieler vor und nach dem Spiel artig bei den RWE Fans. Magisch!Da glücklicherweise mein Ex-Nachbar auch nichts besseres zu tun hatte, wurden wir noch netterweise bis vor die Haustüre gefahren, wo ein entspannter Abend zeitnah im heimischen Pennematzland sein Ende finden sollte.

Der erste Akt: FC Homburg 08 – Borussia Dortmund Amateure

Der Mittwoch und der Donnerstag gestalten sich dann bis auf die üblichen Termine in Dortmund (Kicken, Choreo, Stube) verhältnismäßig BVB-frei und somit wollen wir Euch an dieser Stelle auch nicht weiter mit biederen Details langweilen. Springen wir also direkt zum vergangenen Freitag, wo sich um 14.00 Uhr eine ungewöhnliche Reisegruppe am wohl bekanntesten, unterirdischen Kopfbahnhof Essens versammelte. Neben zwei Euch sicherlich bekannten Protagonisten (Jandzer und Euer Lieblingsfettling) gesellten sich heute Anwärter Marlon samt zweier Freunde aus Dunkeldeutschland zum arg dezimierten Bichumfeld. Freundlicherweise stellte Marlon auch sein Kackfass zur Verfügung, so dass einer spaßigen Fahrt ins beschauliche Saarland nichts im Wege stehen sollte. Immerhin hatte heute die großartige Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) mal keine Sicherheitsbedenken und aufgrund der Meisterfeier am nächsten Tag im Westfalenstadion kamen die sogenannten Fans in Anführungszeichen doch tatsächlich in den Genuss, mal wieder ein Auswärtsspiel der Amateure zu besuchen.

Dank dieser Vorzeichen und des attraktiven Gegners, es handelte sich um den ehemaligen Bundesligisten FC Homburg 08, machten sich neben einigen Autobesatzungen auch ein kompletter Bus voller Menschenfresser auf den Weg ins Saarland. Für mich persönlich bedeutete dieses Spiel, endlich in jedem Bundesland der Republik ein Fußballspiel (und sogar ein BVB-Spiel) gesehen zu haben. Nach der zweiten unspektakulären Anreise der Woche erreichten wir pünktlich zum Anstoß das wunderschöne Waldstadion, wo wir für faire 4 Euro ein spannendes Fußballspiel sehen konnten. Erwähnenswert sicherlich hierbei die Tatsache, dass die bekannten Ultras von die Amateure eigentlich durchgehend lauter waren als der Heimanhang (so viel zum Thema, dass Amateurfans keine Konzerte veranstalten können…) und auch optisch das ein oder andere Schmankerl im Gepäck hatten. Klar wird der typische BVB Internetfan jetzt wieder erschreckt die programmierbare WoW-Maus gegen die zugezogenen Vorhänge werfen und sich danach in den diversen Foren wieder über diese sogenannten „Fans“ (wahlweise auch die Unbelehrbaren oder der selbstdarstellende Kinderchor) echauffieren, aber der geneigte Leser wird schon wissen, dass natürlich nichts passiert ist. Auch die anwesenden Freunde und Helfer, entspannterweise dieses Mal keine Spezialeinheit sondern einfach einige normale Streifenpolizisten, waren sichtlich von dem Inferno angetan und nutzten ihre Mobiltelefone um Erinnerungsfotos zu schießen statt Verstärkung zu rufen. Fan und Steuerzahler wird es freuen.

Ebenfalls erwähnenswert ist die Verpflegungssituation, da der Gastgeber wohl nicht mit so vielen Gästen gerechnet hatte und dementsprechend die Imbissbude im Gästeblock geschlossen hatte. Kurzerhand einigten sich aber Veranstalter, Ordnungsdienst und Fans darauf, dass wir einfach in der Folge den Bierstand vor dem Stadion aufsuchen sollen und ohne weitere Kontrolle wieder zurück in die Kurve gehen können. Ein Kompliment für so viel Übersicht und Gelassenheit, die sich sicherlich auch wegen der absolut fairen Bierpreise finanziell rentiert haben wird. Das Spiel gewannen unsere Amateure recht souverän mit 2:0, was wohl einen weiteren Abstieg für die Homburger bedeuten wird. Schade, so viel Gastfreundlichkeit hätte ich gerne noch einmal erlebt.

In der Woche der entspannten Heimreisen war auch diese Rückfahrt keine Ausnahme und trotz der etwas monotonen Konversation über Einspritzmotoren, Auspufftöpfe und Aufklebertuning (schade, dass der zweitbeste Fahrer der Szene nicht da war) übermannte mich der heilige St. Pennematz erst nach einem Abschlussbier in der belgischen Szenekneipe auf dem Essener Kiez.

Der zweie Akt: Deutscher Meister 2011 – Randalemeister 2011

Pünktlich um 7.13 schlug ich meinem lieblichen Lieblingswecker ein Schnippchen und erwachte einfach so zwei Minuten vor der vereinbarten Zeit mit einem aufgeregten Kribbeln im Bauch. Voller Vorfreude auf einen großartigen Tag erledigte ich behände die anfallende Morgenroutine und ruckizucki ging es ab in den bekannten Raucherbereich, wo sich das Bichumfeld heute in stattlicher Zahl eingefunden hatte. Ohne nennenswerte Zwischenfälle kutschierten uns Unternehmen Zukunft und DSW 21 zum Treffpunkt am August-Lenz Haus, wo alle die nach neun Uhr ankamen wirklich Pech hatten und nicht mehr an den weiteren Vorbereitungen teilnehmen konnten…

Die drei anwesenden Vierlinge hatten von nun an die ehrenvolle Aufgabe die eingesammelten Eintrittskarten zu bewachen, entwerten und verteilen, was dank der Unterstützung des schlausten Menschen der Welt, dem Sohn mittlerweile völlig verarmter Grillhausbesitzer, Indiana Gerdi und der Roten Erde Kneipe (Bier-Gerdi Mentalität) auch hervorragend gelang. Pünktlich zur Toreöffnung waren eigentlich alle Karten wieder verteilt, so dass wir unserer eigentlichen Aufgabe, nämlich der großen Meisterchoreographie, widmen konnten. Wir waren im Oberrang eingeteilt, um die Blockfahne über eines der Mundlöcher zu heben und den dortigen Fans das Prozedere zu erklären. Gekonnt eloquent wurde der zweite Teil souverän erledigt, der erste Teil klappte auch ganz gut, muss wohl an unserer unbeschreiblichen Muskelkraft und dem leckeren Vitamincocktails der Jubos (vielen Dank an dieser Stelle) gelegen haben. Immerhin sieht auf den Fotos in unserem Bereich alles perfekt aus…

Obwohl die Choreographie meiner Meinung nach ein wenig zu früh hochgezogen wurde und durch die Schweigeminute für BVB-Legende Jockel Bracht etwas zu früh beendet wurde, war das Gesamtbild trotz einiger Unstimmigkeiten wieder einmal absolut perfekt. Ein großes Dankeschön an die Jungs und Mädels von den Jubos und THE UNITY, die sich mal wieder selber übertroffen haben und die Leistung der Mannschaft würdig honoriert haben. Es ist ein wahrlich unbeschreibliches Gefühl, wenn man so stolz auf Spieler und Fans sein kann!

Nachdem imposanten Bild räumten wir noch schnell die Überreste der Meisterschale in den entsprechenden Container und konnten somit nur anhand der Akustik das eigentliche Geschehen im Stadion beurteilen, errieten aber sogar, dass der BVB wohl einen Elfmeter verschossen hatte. So ab der 20.Minute konnten wir dann auch endlich den Block betreten und, nachdem der äußerst kompetente und freundlich Ordner am Tor zwischen Block 12 und 13 den verlorenen geglaubten Schlüssel doch noch fand, den für uns frei gehaltenen Bereich aufsuchen – danke an den Kackfassbesitzer und seine Lakaien für diese Mühe.

Das Spiel war ähnlich fesselnd wie das Bremen Spiel in der Vorwoche, nur das der deutsche Randalmeister 2011 keinen Profit aus der allgegenwärtigen Dortmunder Feierlaune schlagen konnte und somit – in meinen Augen leider – in die zweite Liga absteigen muss. Selbstverständlich wäre diese Schicksal doch eher dem tristen Plastikclub aus Wolfsburg zu gönnen gewesen, immerhin deutscher Meister 2009…

Als der Abpfiff ertönte, gab es kein Halten mehr. Die Spieler lagen sich auf dem Rasen in den Armen, die Fans stürmten auf das Spielfeld. Es wurde gelacht, geschrien oder einfach nur vor Glück geweint.

Wer meint, dies würde die Emotionen in Dortmund nach dem Abpfiff beschreiben, der irrt. Dieser Auszug aus der Welt beschreibt die Emotionen in eben dieser Retortenstadt Wolfsburg nach deren Titelgewinn. In Dortmund waren die Verantwortlichen dann doch peinlich genau darauf bedacht, die von der DFL vorgeschriebene Etikette einzuhalten. Sinnloserweise mussten Klopp und Großkreutz Videobeiträge aufzeichnen, die die Fans zur Besonnenheit anhalten sollten. Für mich gibt es sicher wichtigere Dinge, als nach Abpfiff auf den Rasen zu laufen, aber dieses Anpassungsdenken geht mir dann – vor allem in dieser hochemotionalen Situation – mehr als nur gegen den Strich. Natürlich ließen es sich aber diese sogenannten „Fans“, dann noch nicht nehmen, die Zäune zu überwinden und Bilder zu liefern, „die wir Ihnen gerne erspart hätten“. Einige Vollidioten ließen es sich dann auch nicht nehmen, die eigenen Leute auszupfeifen – müßig zu erwähnen, dass gerade diese nachher durch die gewaltsam geöffneten Tore auf den Rasen rannten und für Erinnerungsfotos posierten. Alles in allem eine unwürdige Veranstaltung – aber was will man auch bei diesen perfekt durchstylten Events erwarten?

Wir hatten uns sowieso etwas besonderes ausgedacht, um diesen Tag würdig zu begehen und so fuhren wir in großer Gruppe zum Borsigplatz, wo jeder für sich den Triumph in Ruhe auskosten konnte. Nach Stärkung in der einstigen Gaststätte „Zum Wildschütz“, der Wiege unserer Borussia, ging es auf in eine legendäre, durchzechte Nacht, in der – und nun muss der Bicheinling ganz stark sein – die Katze diverse Male gerubbelt wurde.

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