Erster Streich:
Das Wochenende der 34-Cent-Spiele begann mit einer aufgeschnappten Diskussion im Zug, die mit dem blitzgescheiten Zitat „Kray hat bei weitem nicht das Flair von Steele“ endete. Nach einigen Stunden der Produktivität traf sich das kernbichlose Umfeld in der Stadt der Asikinder. Jong Oranje gegen die deutsche U21-Nationalmannschaft in der niederländischen Grenzstadt Sittard stand auf dem Plan. Die Fahrt verlief ereignislos sodass die Geschehnisse erst am Stadion einsetzten. Keckigerweise wurden direkt Eintrittskarten erworben und danach erst zum nahgelegenen Supermarkt gegangen um sich an den aktuellen Angeboten zu laben.
Reich bepackt schlenderten wir zurück zum Stadion, welches uns schon mit lauter Musik und diversen Wouten empfing. Zusätzlich wurden wir auf das angebliche Alkoholverbot aufmerksam gemacht – das ließ sich aber mit dem „ach dann trink ich eben schnell aus“-Trick lösen. Da wir unsere Viktualien noch im Auto verstauen mussten wurden wir noch Zeugen des totalen Chaos auf dem eben noch leeren Parkplatz. Die deutsche Asozialität war schon in Kleinbussen angereist und hieß das ganze Umfeld freundlichst Willkommen. Besonders höflich wurde eine Kleingruppe empfangen, die sich mit „Scheiß-Hannover“ vorstellte und dementsprechend mit „Juden Bremen“ gegrüßt wurde.
Dieses Häuflein versammelte sich im Stadion hinter Tor und hässlichster Zaunfahne seit Menschengedenken. Unter dem Adler sind wir alle vereint! Genau, und im Ausland hält der Ruhrpott zusammen! Wir hingegen ließen uns auf der Gegentribüne nieder nachdem wir eine intensive Vuvuzeela-Kontrolle hinter uns gebracht hatten. Vuvuzeelas gehörten nämlich wie Alkohol und Tabakwaren auf die Verbotsliste. Dass es, wie auch in Deutschland bei Jugendspielen, auch in Holland keinen Alkohol im Stadion gab irritierte dann doch einige und das Rauchverbot trieb die albernen Blüten, dass in der Halbzeit die Hälfte der Familienväter und Hopperschweine aus dem Stadion ging und vor dem Eingang rauchte. Offensichtlich wurden dafür die Karten auch nicht entwertet.
Das Stadion ist der liebloseste Funktionsbau den ich jemals gesehen habe. Wenn das Ding nicht schon 1999 eröffnet worden wäre könnte man meinen es sei noch im Rohbau. Vier betönerne Tribünen, ohne Verkleidung, ohne Farbe, ohne alles! Nur blanker Fertigbeton! Da kommen selbst die Wellblechpaläste in Paderborn und Wiesbaden besser weg! Die eben erwähnten Sufftras-Deutschland merkten dann zum Einlauf der Mannschaften, dass das BVB-Logo verkehrt herum hing, änderten dies, und zogen eine Deutschland-Blockfahne hoch, unter der wiederum Emotionen respektiert wurden. Wäre an dieser Stelle in Deutschland wieder mit dem erhobenen Zeigefinger gepfiffen worden wäre, nahm man es hier in Sittard gleichgültig hin.
Das sonstige Repertoire bestand eigentlich nur aus „Mexiko“ (mit Vorsänger!), „Schlaaaaaaaaaaaand“ (Anja & Tanja waren übrigens auch da!) und „Holland wir hören nichts!“. Unterstützt wurde der Haufen übrigens von den Ultras Tüddern! Die sonstigen üblichen Verdächtigen auf Dortmunder Seite und auch anderer Szenen ließen sich auf unserer Tribüne nieder. Besonders die Mallorca-Zaunfahne der Boyz wusste zu gefallen. Das Spiel begann bei 0:0 und plätscherte so dahin. Allerdings muss man konstatieren, dass Peniel Mlapa einen rabenschwarzen Tag erwischte. Interessanter wurde es hingegen in Halbzeit zwei! Allerdings nicht wegen des Spiels sondern aufgrund allerhand Erzählungen aus dem schönen Westerwald. Wer sich noch an die 5€ für eine senfige Frikadelle erinnert wird sein Weltbild zurechtrücken müssen: 90€ für eine Nacktschnecke! Das Leben ist halt kein Streichelzoo!
Eine Geschichte, die uns allerdings die Tränen in die Augen trieb war ein Schwank aus seinem noch nicht allzu langen Leben. Durch Handauflegen gelang es Sebastian Kehl im Sommer 2009 den armen Jungen von seinem Krebsleiden zu heilen! (Neue) Karrierechance für Kehl? Die Rückfahrt gestaltete sich ebenso langweilig. Da wir allerdings keine ordentliche Frituur finden konnten mussten wir beim Goldenen M einkehren. Erwähnt seien hier die alternative Speisekarte und der penetrante Gülle-Gestank.
Politisch ziemlich unkorrekt,wenn dann bitte „jüdische Bremerinnen und Bremer“!
Der Autor des obigen Kommentars möchte sich vielmals für den politisch inkorrekten Lapsus entschuldigen. Es heißt natürlich ‚Bremerinnen und Bremer jüdischen Glaubens‘!