Eigentlich eine ganze schön gute Idee von den Kutten vom Treuen Süden dieses Mammutwochenende im Kurzschreibstil abzuarbeiten, auf diese Idee hätten wir auch mal kommen können. Aber da das Leben im Konjunktiv ähnlich langweilig ist wie eine billige Kopie und auch der versprochene Bericht von Feuerball-Eier-Meyer noch nicht im meinem Email Postfach liegt, bleibt die eloquente Arbeit wieder am intellektuellen Wissenschaftsbich hängen.
Die Tour nach Burghausen sitzt man ja bekanntlich als innerdeutsche Fahrt auf einer Fanarschbacke ab und so war früh klar, dass die reinen Reisestrapazen Eure tapferen Lieblingsvierlinge nicht annähernd genug anstrengen würden und so wurde noch kurzzeitig ein Unterhaltungsprogramm für den Freitag Abend gesucht. Da traf es sich gut, dass beiden herzblutleeren Ex-Nachbarn des adipösen Bichs vorschlugen, als Reminiszenz an eine erfülltere Vergangenheit das Auftaktspiel der Rot-Weißen an der Hafenstraße zu besuchen. Wie nicht anders zu erwarten schlossen sich die Teilzeitfußballfans Kai-Uwe und Ewald, so wie Snör Bertram, die Katze, der Sohn stolzer Grillhausbesitzer und der Mann ohne Nachnamen an, so dass einem begeisterndem Fünftligafußballabend nichts mehr im Wege stehen sollte. Als wir in Stadionnähe aus dem Bus stiegen, sollte uns erstmal kurzzeitig die Luft wegbleiben. Unverhoffterweise hatten sich über 6000 Menschen an der Hafenstraße versammelt und sollten erstmal den Anstoß aufgrund des nicht zu erwartenden Andrangs um 15 Minuten nach hinten verschieben. Der Stadionsprecher war hörbar gerührt und auch die Mannschaft legte ob der lautstarken Kulisse los wie die Feuerwehr. Leider blieb den couragierten Essenern der Torerfolg verwehrt, weshalb ich schon in der Halbzeit mit einem Umschwung der Stimmung rechnete (sicherlich auch weil der neue Getränkesponsor St. Auder an Stellen Probleme mit der Getränkeausgabe hatte), allerdings scheint das Team einen riesigen Vertrauensvorschuss zu genießen. Die Mannschaft wurde bis zum Schluß angefeuert und wie es der Zufall wollte, erzielt RWE auch in der letzten regulären Spielminute das Tor des Tages, wie kaum anders zu erwarten ein Seitfallziehertor oder anders gesagt ein Traumtor. Entsprechend überrascht kehrte der Bichpöbel nach dem Spiel noch im so-genannten Rullich ein, wo die Zeit bis zur Abfahrt nach Dortmund bei mehr oder weniger bedächtigem Bierkonsum überbrückt wurde.
Am Bahnhof trafen wir dann auf Kortizzle, unseren Lieblingsrennfahrer, und völlig ohne Zwischenfälle mit linksradikalen St.Pauli Nothämmern und rechtsradikalen Klappdachkutten mit ihren Hurentöchtern erreichten wir pünktlich zur Abfahrt der Busse die Bierhauptstadt. Im Bus mussten die Bichs erst einmal den Anstrengungen Tribut zollen und so sollte die Hinfahrt im wesentlichen dem heiligen St. Pennematz geopfert werden. Am späten Mittag erreichten wir endlich die bayrische Provinz in Burghausen, wo der ruhmreiche Ballspielverein heute in der ersten Runde (andere sagen auch Pokalendspiel) antreten mußte. Am Eingang zum Stadion musste ich natürlich alle meine Wertsachen auf einen Stehtisch legen, wo das örtliche Ordnergenie luchsgleich die Stubenkarte in meiner Geldbörse erspähte. Daraufhin teilte er mir auf auf seine gewohnt rücksichtsvolle Art mit, dass Aufkleber im Stadion in Burghausen verboten sein, was ich erstmal widerspruchslos zur Kenntnis nahm… Daraufhin wollte dieser Herr unbedingt einen in mein Portemonnaie werfen, was ich ihm aber trotz seines freundlichen Hinweis, dass das aber schneller gehen würde, untersagte. So kam es wie es in Bayern eben kommen muss und meine eigene Hundertschaft sollte mir zur Seite gestellt werden und das gefährliche Corpus Delicti zu sichern…
Wider Erwarten erkannte die kompetente Staatsmacht aber sofort, dass es sich anscheinend um ein Missverständnis handelte und ließ mich tatsächlich passieren, immerhin mal eine neue Erfahrung, dass sich nachher beim Fan für die Umstände entschuldigt wird. Dementsprechend konnte ich mich nun im pittoresken Burghausener Stadion umschauen, was meinen Geschmack mal überhaupt nicht trifft, zumal an der Behelfsstahlrohrtribüne noch ein engmaschiges, schwarzes Fangnetz befestigt ist. Zum Glück sollte es beim Spiel sowieso nicht allzu viel zu sehen geben, da der BVB schon nach 15 Minuten alles klar gemacht hatte und Wacker (im Übrigen auch so ein Kommerzteam, auch wenn dies manche in der BVB Fanszene gerne anders sehen würden) niemals den Hauch einer Chance haben sollte. Die Stimmung im Block pendelte sich zumindest im Ultrahaufen auf halbwegs akzeptablem Niveau ein, ein Grund hierfür könnte das wiederentdeckte Lied vom schwarzen Meer sein. Die standen heute in Mitten ihrer Groupies und so wurden diverse ernste und sicherlich weltverbessernde Gespräche geführt – auch vom teilweise etwas strengen Geruch in der Mittagssonne ließen wir uns nicht ablenken…
Schlussendlich wurde dieser Kick dann auch standesgemäß (sicherlich ein Wort, das selten Kontext Borussia und DFB Pokal genannt wird) gewonnen und einer vergnüglichen und äußerst kurzweiligen Rückfahrt, auf der alles wie am Schnürchen klappte sollte nichts mehr im Weg stehen und so erreichte man irgendwann endlich wieder die Heimat, wo sich herausstellte, dass Kortizzle seit zwei 24 Stunden Rennen wach war. So war es – trotz des Titel – sicherlich die gesitteste erste Pokalrunde seit Menschengedenken.
Ich entschuldige mich jetzt schonmal bei JVL für alles, was ich vergessen habe, aber auf ZDF Neo (ganz cooler und sicherlich unterschätzter Sender) kommt jetzt Inspektor Barnaby, die einzige Krimiserie , die Tatort und Rosamunde Pilcher verbindet und damit noch spießiger als meine Sonntagsabendgestaltung ist….