Der Boulevard spekuliert, die ARD haut einen Brennpunkt nach dem anderen aus, über die NRW-Wahl spricht kein Mensch mehr und selbst die Bremerinnen und Bremer haben seit Monaten zu keiner Lichterkette in den Vorgärten homophober Fanplakatschreiber mehr aufgerufen. Und alles nur, weil die Bichfettlinge nicht mehr bloggen. Damit ist jetzt Schluss, die Probezeit ist überstanden, die daraus resultierenden Hemmungen auf der Arbeit passé, der normalste 25-jährige M-Dax CEO der Welt unter der Haube und die Welt wieder ein lebenswerter Platz. Also los geht’s:
Viel istl passiert, Derbysieg und Meisterschaft wurden errungen, dazu überstrahlt das Pokalfinale die letzte Arbeitswoche vor dem wohlverdienten Urlaub und dementsprechend soll hier quasi als Comeback auf die Partie eingegangen werden, die unsere Leser am meisten interessieren wird. Natürlich handelt es sich hierbei um die Schande von Oberhausen auch bekannt unter dem weniger reißerischen Titel „Pokalhalbfinale auf Verbandsebene zwischen Rot-Weiß Oberhausen und dem weltbekannten SV Hönnepel-Niedermörmter„.
Das Abenteuer begann für Euren Lieblingsfettling bereits in der vorvergangenen Woche, als der sympathische Fußballverband Nordrhein diese Partie nach Oberhausen verlegte, und sich somit die Chance bot, direkt von der neuen Arbeitsstelle im beschaulichen Hamm, bekanntlich eine Großstadt im Grünen, zum Austragungsort zu reisen. Flugs wurden der Tischtennisbich, der schlauste Mensch der Welt, die kleinste Blase Dortmunds (dazu später mehr) und mein Patenonkel samt Cousin als Mitfahrer auserkoren und nach zahlreichen schlaflosen Nächten stand ich endlich am Bahnhof Hamm in Westfalen. Sportlich, wie Euer adipöser Lieblingsbich bekanntlich ist, war ich aber mit dem Fahrrad unterwegs und so beschloss ich noch einen außerplanmäßigen Zwischenstopp in der Kulturhauptstadt 2010 einzulegen, um mein Sportgerät in der örtlichen Radstation zum Schnäppchenpreis von 50 Eurocent einzulagern. Dort traf ich auch auf den Tischtennisbich und die verspätete S-Bahn führte uns durch die pittoresken Ecken des Ruhrgebiets nach Oberhausen. Unterwegs erreichte uns bereits die Hiobsbotschaft, dass aufgrund eines Triebwerksschadens an der Eurobahn nicht nur die kleinste Blase Dortmunds heute nur das heimische stille Örtchen aufsuchen konnte, sondern auch der schlauste Mensch der Welt mit dreißigminütiger Verzögerung das Ziel erreichen würde. Kompetent wie immer machten wir aber das Beste aus dieser vertrackten Situation und zogen uns erstmal im anliegenden Gourmettempel einen Döner und ein nicht ganz so alkoholfreies Bier rein. Irgendwann kam dann auch endlich JvL und mit dem allerletzen Stadionbus (maximal 15 Fahrgäste, von denen aber 12 sofort bei Betreten des Busses rauchen mussten – als Fußballfan hat man eben seine Vorteile) gondelten wir gen Niederrheinstadion.
Aufgrund des Andrangs (immerhin schier nicht zu bewältigende 1200 Zuschauer waren zu Gast) wurde der Anpfiff noch um 10 Minuten verschoben, was aber aufgrund der wenigen Kassenhäuschen trotzdem nicht ausreichen sollte, um pünktlich im Stadion zu sein. Ein richtig kompetenter Profiverein eben. Im Stadion gesellten wir uns dann zu den wenigen noch leidensfähigen RWO Fans und dachten bereits nach 6 Minuten, das Ding wäre eigentlich gegessen. Immerhin führte nun der (noch) Drittligist aus Oberhausen gegen den Sechstligisten aus der Nähe von Kalkar. Klare Sache eigentlich, wäre da nicht eine aufopferungsvoll kämpfende Bauertruppe gewesen, deren Slogan „Der Acker bebt am Niederrhein“ sich auch auf den heutigen Austragsort erstecken sollte. So kam es also, wie es immer kommt, wenn man pünktlich im Bett sein will. Nach dem Ausgleich und einer Verlängerung mit einem Tor für jede Mannschaft musste der Sieger im Elfmeterschießen ermittelt werden. Damit wir uns auch während des eigentlich nicht sonderlich spannenden Spiels nicht langweilen mussten, sorgten motivierte, jugendliche Oberhausener für etwas Unterhaltung. Dies war auch bitter nöti, schließlich war das Bier aufgrund der oben erwähnten Zuschauermassen bereits ab der 60. Minute ausverkauft.
Nachdem die Oberhausener Ultra(?)-Szene zunächst ihren scheinbar großen Vorbildern aus Essen nacheiferte und das Pokalspiel mit einer gehörigen Portion Missachtung strafte, was darin resultierte, dass man lieber auf den Wellenbrechern rumlümmelte, als irgendwie in Erscheinung zu treten, machte sich auf einmal große Nervosität breit und die Jungs stürmten Richtung Ausgang, um vermeintliche Eindringlinge in die Schranken zu weisen. Ob es sich hierbei um Hönnepels Bauernlümmel handelte oder die Essener doch eine Autogrammstunde anboten, entzieht sich aber unserer Kenntnis. Scheinbar verhielten sich die potentiellen Gegner aber wie die berühmten „Hundert Guten aus Birmingham“ und waren schlicht und ergreifend einfach nicht zur Stelle. Zu unserem Glück, denn so konnte das überschüssige Testosteron durch einen angedeuteten Platzsturm und furchteinflößendes Schlagen auf den Spielertunnel abgebaut werden. Allerdings bettelte die RWO Elf auch durch freche Leistungsverweigerung förmlich um eine Reaktion der Fans. Wie eigentlich in jedem Stadion war der inkompetente Ordnungsdienst komplett überfordert und so „deeskalierten“ die bekannten Freunde und Helfer die Situation auf ihre Art. Immerhin überstand RWO Trainer Mario Basler auch diese brenzlige Situation ungerührt und paffte seinem Oberhausener Vorbild nacheifernd direkt mal 20 Marlboros weg…
Dass der krasse Außenseiter zu guter Letzt das Elfmeterschießen für sich entschieden konnte, verwunderte in der RWO Kurve dann auch niemanden mehr. Selten (wenn überhaupt) habe ich in einem Fußballstadion diese Stille geprägt von maßloser Enttäuschung um mich herum vernommen. Resignation wäre hier noch ein Euphemismus zur Beschreibung der Situation. Glücklicherweise haben wir derzeit keine derartigen Sorgen im sportlichen Bereich, so dass wir recht schnell das Stadion verlassen konnte. Vor den Toren wurden wir dann noch Zeuge, wie eine komplette Einsatzhundertschaft herangekarrt wurde, die wohl im Nachgang das Stadion abriegelte, damit die Spieler unbehelligt zu ihren Autos vordringen konnten. Schade, dass man nicht dem Rat meines Onkels folgen wollte und statt den Fans mal die Mannschaft verprügelte. Unser Abend endete dann unspektakulär vor verschlossener Radstation in Essen, Gerüchten zu Folge soll der schlauste Mensch der Welt auf dem Rückweg die kleinste Blase Dortmunds noch kompetent vertreten haben… Bleibt nur noch zu sagen, dass von uns wirklich keiner Fisch bestellt hat!
Für alle RWO Fans und Freunde zünftiger Stadionmusik hier noch (der hoffentlich allseits bekannte) beste RWO Song aller Zeiten:
2 Gedanken zu “Gegen Hö-Nie kann man mal verlieren”