Gegrüßt seid Ihr, Freunde der anspruchsvollen Fußballunterhaltung,
Nachdem wir uns bereits in einem der letzten Artikel zumindest in der sogenannten Tag-Funktion ausgiebig den Machenschaften unseres reizenden Ex-Bundespräsidenten gewidmet haben, wollen wir heute die Stunde Null nutzen, um Euch vor unserer Reise zum Schloss Bellevue noch auf den neuesten Stand zu bringen. Man weiß ja bekanntlich nie auf welch absurde Idee die Legislative wieder kommt und vielleicht wird ja die Altersbeschränkung von Bewerbern um das Präsidialamt aufgehoben oder gleich der älteste Mensch der Welt per Dekret zum Staatsoberhaupt gemacht. Seien wir also gespannt, ob Euer Lieblingsblog nicht in Zukunft sogar die Bundespressekonferenz ersetzt.
Nachdem das ereignisreiche Spiel in Nürnberg noch je nach Gusto mit einer Reise nach Luzern oder in die Vergangenheit (Der Vieraugenjunge und ich durften uns tatsächlich mit BVB-Legende Rolf auf der Rückfahrt einen Bus teilen) fortgesetzt wurde, bescherten uns unsere sympathischen Mitkonkurrenten im Kampf um die Schale am Samstag freundlicherweise die Tabellenführung, welche der gemeine zufrieden im heimischen Pennematzland zur Kenntnis nahm. Müßig zu erwähnen, dass der ruhmreiche BVB – sowieso seit mehr als hunderttausend Jahren ungeschlagen, diese auch in der Folgewoche souverän gegen die Pillendreher aus dem Bayerwerk verteidigte und somit der vergangene Samstag hier nur pro forma Erwähnung findet. Highlight neben der kunstvollen Einzelleistung unseres Kaninchenjagenden Japaners aber die Tatsache, dass mich der berühmte Bier Gerdi dazu einlud, an einem seiner weltbekannten Abenteuer teilzunehmen:
Nachdem Spiel entschieden wir uns relativ spontan dazu, mal das Rullich Rullich sein und in der Eule das Spiel der Bildungsverweigerer auf dem Ponyhof anzugucken. Wie zu erwarten, gestaltete es sich nicht ganz so einfach dort einen Sitzplatz zu finden, am Ende erlag aber ein Gast unserem geballten Charme und wir durften uns an seinem Tisch niederlassen (der Typ wechselte übrigens kein Wort mit uns, haute sich kommentarlos fünf große Pils rein, jubelte über das 3:0 und verschwand stillschweigend), von wo wir einen guten Blick auf Fernseher und Theke ergattern konnten. An ebendieser waren heute Abend zwei Plätze reserviert und zwar für Paul und Helga, die irgendwann Mitte der zweiten Halbzeit den Laden betraten und sich recht rabiat zu ihren Plätzen vorkämpften. Leider hat Paul seine optisch besten Zeiten schon länger hinter sich und sorgte mit seinem beachtlichen Vorbau nicht nur dafür, dass Euer adipöser Lieblingsbich ausnahmsweise nicht mehr dickster Mann der Lokalität war sondern auch dafür, dass seine Ehefrau Helga den ganzen Abend stehen musste. Diese zeigte aber davon unbeeindruckt ihren ganzen Fußballsachverstand und rief häufiger – unabhängig davon, dass sich das Spielgeschehen gerade am Mittelkreis ereignete – „Schieß doch“ in Richtung Fernseher. Diese motivierte natürlich den hiesigen Vollzeitraucher, der in der Folge auch diverse Male in Begeisterungsstürme ausbrach. Nachdem das Spiel dann beendet war, mokierte sich Helga, dass Ihr der Fernseher eigentlich viel zu laut sei und dieser doch bitte am besten sofort abgestellt würde, was natürlich zum Widerspruch der anwesenden Stadionbesucher führte. Pflichtbewusst nahm sich aber der (rauchende) Oberhausener Konfliktmanager der Problematik an und stellte den Fernseher einfach leiser. Dies resultierte dann in einer Runde Bier auf Pauls Kosten und der Lebensgeschichte von Helga, die hier so originalgetreu wie möglich Platz finden soll. Denn aus der Vergangenheit lernen heißt die Zukunft begreifen:
Paul und Helga sind nun fünfzig Jahre glücklich verheiratet und leben ihr Leben friedlich vor sich hin. Einmal in der Woche allerdings wollen sie sich gerne mal richtig einen brennen und so kehren sie seit jeher jeden Samstag in der Eule hin und scheppern sich einen. Wenn Helga dann „dulle im Kopp“ ist, heißt es für Paul die Zeche zahlen und ab nach Hause, wo Helga dann die Schuhe in die Ecke schießt und sich flugs in Pennematzland verzieht. Am nächsten Morgen darf dann Paul für alle Rührei kochen und am nächsten Wochenende wiederholt sich die Sause. Es gibt doch wahrlich keinen besseren Ort als das Ruhr-Beat ohne GE…
Trotz dieser herzergreifenden Liebegeschichte zogen wir es dann doch vor nach Döner und Flaschenbier die Pokalauslosung zu schauen und unserem BVB die Daumen für ein Heimspiel gegen Fürth zu drücken. Leider haben wir wohl nicht fest genug gedrückt – wie auch mit Kippe in der Hand? – und somit sind leider nur 50% unserer Wünsche wahr geworden, aber wer will schon meckern, wenn er es ins Pokalfinale schaffen kann, ohne einen Bundesligisten auszuschalten?
Apropos Pokal, unter der Woche stand auch das Viertelfinalhighlight im Holsteinstadion in Kiel an, was selbstverständlich auch die nicht von der Kielkrankheit geplagten sogenannten Fans besuchten. Ein großer Dank an dieser Stelle an den schlausten Menschen der Welt, der mich freundlicherweise direkt beim besten Klaus-Patrizio der Welt abholte und die uns in die Landeshauptstadt kutschierte. Ohne diesen Einsatz hätte ich wohl auf das Spiel verzichten müssen, was ich dann aber doch irgendwie gezwungenermaßen tat, da man im Stadion dank mobiler Anzeigetafel, Kamerakran und extra aufgestellter, elektronischer Werbetafeln sowieso nur zwei Drittel des Spielfelds sehen konnte. Der BVB ließ sich allerdings von den Kielern nicht die Butter vom Brot nehmen. Nach der kriecherischen Entschuldigung für die Mallorca Schlager bei der Auslosung hatten sich beide Vereine wohl geeinigt, dass der BVB im Gegenzug zwei Tore in achtzehn Minuten schießen darf und man mal auf die obligatorische Niederlage gegen einen unterklassigen Kackverin verzichten würde. Ich find’s gut und der weibliche Oberfan hinter mir hoffentlich auch.
Nachdem Spiel fuhr mich die Schmenkfahne freundlicherweise bis für die Haustür, wo ich dann noch zwei erholsame Stunden Schlaf genießen konnte, bevor ich wieder in Vorzeigedenkfabrik nach Hamm fahren durfte.
Zum Abschluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Dank guter Kontakte und der Tatsache, dass das Radio bzw. der Podcast kein visuelles Medium ist, durfte sich der famose Fettling in dieser Woche rund 2,5 Stunden lang im BVB Podcast „Auslaufen“ über die Aktion „Kein Zwanni“ und den Fankongress äußern. Dass die ein oder andere Beleidigung dabei gefallen ist, dürfte die Stammleserschaft nicht verwundern…