Und dann war da noch…

Was macht Ihr eigentlich den ganzen Tag auf der Maloche? Loren ziehen, Kohle kloppen, Eisenerz schmelzen, die Küche im Versorgungsamt schrubben – klar. Aber wie kann man sich zwischendurch im Internet ablenken? StudiVZ ist tot, googleplus noch nicht richtig angelaufen, Facebook eine Datenkrake und die Dortmunder Bloggerszene siecht vor sich hin. Tolle Wurst. Kein Wunder, dass Ihr alle nach einem neuen Bericht Eurer absoluten Lieblingsvierlinge sehnt.

Wo waren wir stehen geblieben? Richtig,über London und seine dunklen Gassen wisst ihr Bescheid, Derby war scho(e)n und im malerischen Mönchengladbach-Reydt erkämpfte sich unser ruhmreicher BVB einen wertvollen Punkt beim Tabellenzweiten. Da ja auf dem Land sowieso nichts passiert, kann man dieses Spiel auch in einem Satz abhandeln: Nach lockerer Anreise mit dem Unternehmen Zukunft kutschierte uns ein angenehm leerer Shuttlebus zum Wellblechpalast, dessen einziges Highlight die beiden neuen Supermärkte am Busparkplatz sind, wo man noch völlig Old School von Ghetto-Blastern beschallt ein Bierchen zum fairen Kurs trinken kann – zwei Tore später dann das übliche Chaos auf den Parkplätzen und nur gefühlte Ewigkeiten später war ich dann auch schon bei einer Familienfeier in der Eifel. Aber hey – immer noch besser als ein Ausflug ins Hattinger Rosinenmuseum oder ein Divengemälde. Danke an dieser Stelle übrigens nach Koblenz für den Chauffeurdienst.

Kaum sechs Tage später stand schon das nächste Wochenende auf dem Programm und das sollte es in sich haben. Bereits am Freitag feierten sowohl der beliebte Essener Opernsänger als auch das personifizierte Geschenk an die Frauen ihre Geburtstage, so dass sich die Vierlinge leider aufteilen mussten, um ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen. Während es Ski- und Tischtennisbich in den Essener Stadtwald verschlug, zog es den Vieraugenjungen und mich nach Dortmund, wo wir uns gekonnt in High Society der Bierhauptstadt einfügten. Leider sollte es aufgrund einiger Unstimmigkeiten mit dem Unternehmen Zukunft nicht mehr zur erhofften Familienzusammenführung kommen.

Auch am nächsten Tag konnten sich nur zwei Vierlinge aufraffen, an der Hafenstraße ihre Kopfschmerzen zu bekämpfen, was – ich nehme es vorweg – mehr schlecht als recht gelingen sollte. Auf den allerletzten Drücker erreichte unsere illustere Reisegruppe das Stadion, lediglich der Sohn stolzer Grillhausbesitzer konnte sich nicht pünktlich aus den Fängen des heiligen St. Pennematzes befreien und erschien etwas später. Eine ansehnliche Regionalliga Partie später sollte sich das Highlight des Tages ereignen: In Essen gibt es seit dieser Saison als Hommage an vergangene Zeiten eine sogenannte „Westtribüne“, ein Provisorium auf dem einige Fans Platz finden. Dort befindet sich eine Retro-Anzeigetafel, die noch von Hand bedient werden muss. Im Zuge der Aufräumarbeiten nach dem Spiel wurden auch die Spielstandtafeln weggeräumt, was einige Fans noch dazu verleitete, ihre Freunde und Helfer zu grüßen. Das Gelächter im nur mäßig gefüllten Stadion kann sich sicher jeder vorstellen.

Nachdem Spiel ging es dann für ein Zwölftel unsere Gruppe nach Uerdingen, um die gelungene Tischtennis-Oberliga-Hinrunde des größten Essener Sportvereins zu krönen. Den Rest verschlug es zunächst eine Pommesbude und dann in eine urige Spelunke in Hoolsterhauen,wo zwar das Bier nicht schmeckte aber man immerhin Bundesliga gucken konnte. Nach den 15:30 Partien verabschiedete ich mich dann auch, schließlich hieß es Kräfte tanken für den Familiensonntag.

Dieser begann auch standesgemäß um 5.00 Uhr morgens, da ich zunächst die tapferen Eltern des noch tapferen Snör Bertram zum Flughafen nach Köln fahren durfte, was ich bereits um 7.00 Uhr gewohnt kompetent erledigt hatte. Da ich leider nur noch dreieinhalb Stunde Zeit hatte, bis mich der Bus quasi vor der Haustür abholen sollte, verpasste ich diesen natürlich und traf somit erst später im gewohnten Raucherbereich ein. Dort erwarteten mich bereits neben den üblichen Verdächtigen Bier Gerdi (mit Zigarette) und Kai-Uwe auch noch der heilige Gerhardis, sein leibhaftiger Bruder und meine beiden Cousins, die mich nicht hassen. Gemeinsam fuhren wir dann in die Sonne, wo wir den Bestand an Bieren, Koteletts, Zigaretten und Taschentüchern deutlich reduzierten. Dank der klerikalen Unterstützung gestalte sich dies auch noch relativ kostenneutral, so wir uns gutgelaunt auf den Weg ins Stadion machten. Nach einem Abstecher in die Rote Erde trennten sich dann unsere Wege, und der Vieraugenjunge und ich machten uns auf zu unseren gewohnten Plätzen in Block 13. Auch wenn mein Cousin nach dem Spiel gerne mit ob der in seinen Augen begeisternden Atmosphäre gerne mit uns getauscht hätte, muss ich leider dem BVB Publikum einen schlechten Auftritt attestieren. So geht es ja nun mal gar nicht. Wer nur singen will, wenn der BVB gewinnt, und nicht, damit der BVB gewinnt, kann eine Menge Geld sparen und im Erfolgsfall nach Abpfiff einfach eine Dortmunder Kneipe aufsuchen.

Auf dem Platz mühte sich unsere Truppe zwar redlich, mehr als ein Punkt sprang aber leider am Ende nicht für die Guten heraus. Sicherlich mögen Kenner das auch unserem Verletzungspech zuschreiben, für mich waren aber der nicht gegebene Elfmeter gegen Kagawa und das absolute Lauterer Glückstor die Knackpunkte. Danach durfte ich auf der Tribüne noch Zeuge von allerlei Wehklagen werden, der zweite Platz ist auch ein verdammt schweres Los, zumal wir letztes Jahr doch so dominiert haben…

Normalerweise würde der Bericht an dieser Stelle enden, da sich keiner für den langweiligen Nachhauseweg von Dortmund nach Essen interessiert – dieses Mal aber fuhren wir mit dem Sonderzug von Bahnhof Westfallenhalle, den wohl nur ein besonderer Schlag Mensch benutzt. So teilten sich der Heilige und Leibhaftige einen Vierer mit zwei fremden Mitvierzigern, von denen nur noch einer der deutschen Sprache bedingt mächtig war. Nachdem er zuerst mehrfach die deutsche Synchronfassung der West Ham United Hymne eigenwillig interpretiert hatte und dabei auch in die von meinem Cousin gestellte Falle tappte, versuchte er die beiden in ein Gespräch zu verwickeln. Hierbei wählte er den typischen Ansatz, etwas über das Berufsleben der ihm Unbekannten herauszufinden. Statt zu fragen, riet er aber einfach und so wurde aus dem Heilgen kurzerhand der Hilfskoch des Essener Versorgungsamts, was wohl der Schlimmste Job auf Erden zu sein scheint. Eigentlich hätte ich die beiden gerne noch zu meinen Eltern eingeladen, aber leider hatte meine Mutter nur für eine begrenzte Anzahl von Leuten gekocht…

So ließen wir also den Abend gemütlich bei Pizza, Suppe und Anekdoten über Essener Zuhälter ausklingen. Warum sind nicht alle Wochenenden so toll?

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