Der M-Komplex

Puh, schon wieder sind zahlreiche Tage ohne richtiges Fußballupdate ins Land gezogen und schon wieder sind drei ganze Pflichtspiele des magischen Super-BVB an dieser Stelle unkommentiert geblieben. Grund dafür ist der bekannte „M-Komplex“, der ausnahmsweise mal nichts mit einer etwaigen Meisterschaft zu tun hat, sondern unsere Aversion gegen Vereine, deren Name mit „M“ beginnt. Lest also an dieser Stelle endlich alles über die Spiele in Mainz. Marseille und bei Merda Bremen. Und auch über das Heimspiel gegen Maugsburg.

Da das Mainzer Drecksloch vom Bruchweg in die Peripherie verlegt wurde, war die Vorfreude auf die kuscheligste Auswärtsfahrt des Jahres dieses Mal doch etwas ausgeprägter als in den Vorjahren und so quetschte sich das bauernschlaue Bichumfeld voller Vorfreude schon in Oberhausen in den noch nicht proppevollen Regionalexpress Richtung Koblenz. In Duisburg stieg dann der restliche Gewaltmob zu und gekonnt verlaberte man den ersten Teil der Fahrt mit den üblichen tiefsinnigen Themen. Außerdem belegten wir im Selbstversuch empirisch die These, dass die Fahrt zwischen Oberhausen und Koblenz genau für drei Flaschen Stauder ausreicht, ein viertes aber sicherlich die Weiterfahrt nach Mainz verkürzt hätte. Glücklicherweise hatte das Unternehmen Zukunft aber ein offenes Ohr für die Klagen der ausgedörrten Dortmunder Kehlen und häufte genau so viel Verspätung an, dass wir unseren Anschluss in Koblenz verpassten und somit eine knappe Stunde Zeit hatten, um die Collegeausbilung der Kinder der örtlichen Kioskbetreiber zu finanzieren.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir schließlich knapp zwei Stunden vor Anpfiff die Kloppsche Karnevalsmetropole, wo wir wie gewohnt von martialisch ausgerüsteten Freunden und Helfern in Empfang genommen wurden und mit richtig töften Shuttle-Bussen in die neue Sponsorennamen Arena gekarrt wurden. Wirklich ein Unding, dass die Stadien mittlerweile alle auf der „grünen Wiese“ stehen – aber irgendwie auch bezeichnend, dass die Planer die gleichen Maßstäbe wie für Einkaufszentren anlegen. Glücklicherweise durfte ich vor Anpfiff noch einige Kartendeals klären, so dass ich das Stadion erst zum Anstoß betreten musste – ein weiteres Stadion ohne Charme, dafür aber mit einem ganz guten Gästeblock, der dem wenig inspirierenden Mainzer Heimanhang wohl noch diverse Male die Grenzen aufzeigen wird. Schlimmer als Bruchweg konnte der Gästeblock aber auch nicht werden. Das Spiel selber gewann der BVB glücklich in den Schlussminuten, was natürlich zu völliger Ekstase bei wie immer zahlreich angereisten Borussen führte und auch dem neuen Lied zur Melodie von „Hello Again“ erstmals zu zufriedenstellender Lautstärke verhalf. Selbst der älteste Mensch der Welt teilte der gesamten Welt mit, dass die „Kurve“ immer an „Eurer Seite“ stehen wird…

Nach den guten Erfahrungen von der Hannover Rückfahrt entschieden sich die sogenannten Fans in Anführungszeichen vom BVB erneut die Heimreise mit dem Entlastungszug der Deutschen Bahn anzutreten, die dieses Mal sogar noch entspannter als in der Vorwoche verlief, bis man schließlich in Düsseldorf überpünktlich den Zug verließ und genauso pünktlich auch den unterirdischen Kopfbahnhof E21 erreichte, wo trotz der frühen Uhrzeit die Vernunft siegte und ich sogar so früh zu Hause war, dass ich es locker schaffte, noch vor dem Sportstudio einzuschlafen.

Diese Erholung tat mir aber sicherlich ganz gut, sollte es doch schon weniger als 30 Stunden später für den Bich mit den Haaren und den mit der Brille in die sagenumwobene Stadt der Liebe gehen, wo wir uns zwei Tage eingenistet hatten. Die wesentlichen Punkte der Reise hat ja glücklicherweise unsere Austauschschreiberin aus Tralien schon kompetent abgearbeitet, so dass wir hier niemanden mit der Spießerkultur in der Hauptstadt des Erbfeindes langweilen müssen. Nur so viel sei gesagt: ein Bierle kostet hier lediglich 9 griechische Euro, so dass man auch als Laie die Schuldenkrise verstehen kann, wann kommt der Alkoholikerrettungsschirm?

Da wir aufgrund der Preisgestaltung des Gastgeberlandes uns sowieso keine nennenswerten Aktivitäten leisten konnten, fiel es uns sehr leicht am Mittwochmorgen Paris zu verlassen und mit dem TGV die knapp 800 km bis Marseille in lächerlichen drei Stunden abzuspulen. Lustigerweise befanden sich auch recht viele BVB Fans (und auch erstaunlich viele Pariser OM-Fans) im Zug, so dass die Fahrt recht lustig hätte werden können, wäre ich vom mächtigen St. Pennematz überfallen worden und erst kurz vor Marseille wieder erwacht.

In Marseille selber schlugen wir uns recht kompetent durch den örtlichen ÖPNV und erreichten zum Schnäppchenpreis unser Schlafgemach in der Ferienwohnung der Reisegruppe Grillhaus. Diese hatte ihrem Namen alle Ehre gemacht und versorgte mit regionalen Köstlichkeiten in fester und flüssiger Form, so dass wir pünktlich zum Abmarsch frisch gestärkt den Treffpunkt am Strand erreichten. Alles wesentliche über dieses Spiel habe ich bereits für das Vorspiel von THE UNITY zusammengefasst, so dass ich an dieser Stelle Eure Aufmerksamkeitsspanne nicht zu sehr strapazieren will. Natürlich war das Spiel nicht das gelbe vom Ei und es bitter, dass wir wie Anfänger von einer abgezockten Mannschaft trotz optischer Überlegenheit so deutlich unsere Grenzen aufgezeigt bekommen haben, trotzdem ist das keine Entschuldigung für die überwiegend schlechte Stimmung im Block. Komisch, dass es nach dem Spiel dann laut wurde als es darum ging, die TV Reporter und Jürgen Klopp wenig niveauvoll anzukutten.

Irgendwann ging dann auch die Blocksperre mal zu Ende und unsere Reisegruppe entschied ganz allein erst ein Taxi zu suchen, dann doch mit der U-Bahn zu fahren und schließlich dann einfach auszusteigen und zu gucken wie man heimkommt. Das hätte man sicher nicht einfacher haben können. Trotzdem erreichten irgendwann alle sieben das Appartement mit der schönen Dachterrasse, welche man aber nach einigen Snacks doch verhältnismäßig früh gegen die selbstaufblasbare Luftmatratze mit Frauennamen tauschte. Schließlich mussten ja die Bichs zumindest am nächsten Morgen wieder zurück nach Paris, wo man leider seine Mitfahrgelegenheit nach Essen verpasste, sich aber ohne geschockt zu sein, dann eben bis nach Köln durchschlug und noch einige interessante Überlegungen zum Schwingungsverhalten von Pendeln am Nordpol anstellen konnte.

Da wir ja schließlich seit 48 Stunden keinen Fußball gesehen hatten und der Fußballgott ein Einsehen mit uns hatte, setzte er freundlicherweise die Partie zwischen Rot-Weiss Essen und den kleinen roten Teufeln am folgenden Abend an, so dass wir die übliche Zerstreuung gesorgt war. Leider hatten wir versäumt uns vorher mit Karten einzudecken, so dass wir tatsächlich 7 Euro zahlen mussten, um das Champions League Feeling gegen die Ruinenatmosphäre an der Hafenstraße einzutauschen. Leider spielen die Roten zur Zeit nicht sonderlich erfolgreich und so lagen die Nachwuchskicker aus Kaiserslautern bereits zur Halbzeit eigentlich uneinholbar mit 3:0 in Führung, was den Vieraugenbich natürlich zu Begeisterungstänzen hinriss. Trotzdem kämpften sich die Essener noch auf 2:3 heran und da Kaiserslautern das Kunststück vollbrachte, in einer Minute gleich zwei glatte rote Karten zu bekommen, schöpften die Fans an der Hafenstraße noch einmal Hoffnung – RWE konnte aber kein Kapital aus der Überzahl schlagen. Trotzdem feierten die Fans ihr Team nach Abpfiff, mal abwarten wie die Stimmung Essen nach zwei weiteren Niederlagen in Wuppertal in Leverkusen mittlerweile aussieht.

Am nächsten Tag empfing dann der BVB zum ersten Mal in der Bundesliga Geschichte den FC Augsburg, so dass wir wie üblich um kurz vor 11 den bekannten Raucherbereich aufsuchten. Da die Reisegruppe Grillhaus erst am Morgen wieder in Eindhoven landete und von dort auf dem direkten Weg zum französischen in Bierhauptstadt reiste, machten wir uns heute nur in dezimierter Anzahl auf den Weg. In der bekannten Dortmunder Szenelokalität trafen wir dann aber auf die anderen gut gelaunten Fans und dem üblichen Heimspieltrott sollte nichts mehr im Wege stehen. Auch das Spiel erinnerte an die Routine der letzten Saison – endlich hatte der BVB mal wieder einen Gegner komplett im Griff und die Augsburger konnten dem deutschen Meister (das macht immer noch Spaß zu schreiben) zu keiner Zeit das Wasser reichen. Auch auf den Tribünen dominierte schwarz-gelb, und das obwohl die Augsburger mit einer staatlichen Anzahl Gästefans im Gepäck angereist war. Einmal mehr Belege dafür, dass Masse eben nicht Klasse ist und dass das Westfalenstadion einfach ein Publikumsmagnet ist. Leider sind aber auch nicht alle BVB-Fans klasse (was eine super Überleitung zum SVW wäre) und so ließen es sich einige Idioten auch nicht nehmen, beim Stand von 2:0 für (!) den BVB, die Mannschaft auszupfeifen, weil sie das Spiel verwaltete und nicht mit letzter Konsequenz versuchte auf Harakiri Art den Augsburgern noch ein paar Dinger einzuschenken. Dihr ihr wahrscheinlich sowieso nicht lesen könnt, brauch ich auch nicht auffordern zu Hause zu bleiben und darüber zu philosophieren, dass die Bayern nur Glück haben und der Gomez sowieso eine Pfeife ist… Der BVB trug es aber diesen Länderspielfolkloreanhängern nicht weiter nach und gewann schlussendlich locker mit 4:0.

Nach dem Spiel ging es dann noch auf einen Absacker in die sTUbe, bevor wir aber pünktlich nach der Sportschau die Segel strichen, uns gen Kulturhauptstadt aufmachten und die kommende Länderspielpause verfluchten. Diese überbrückten wir dann aber doch kompetent jeder auf seine Weise, die einen lebten ihre Entzugserscheinungen tatsächlich bei der Nationalelf in Düsseldorf aus – Bericht folgt evtl. bei Gelegenheit – ich bevorzugte einen keckigen Aufenthalt auf den Kanaren, wo sich der tapfere Rächer der Gerechte und Euer adipöser Lieblingsbich mal gepflegt die Sonne auf den Pelz scheinen ließen.

Pünktlich zum Kick bei den Bremer Besserfans hatte ich aber wieder freiheitlich, demokratischen Wunderboden unter den Füßen und buchte mich mit dem bekannten Essener Loverboy im TU Bus ein, der allen freitäglichen Verkehrswidrigkeiten zum Trotz uns pünktlich in die Hansestadt brachte. Ein Fischbrötchen später standen wir auch schon im mittlerweile schlimmsten Gästeblock der Liga, in den man nach Münchener Vorbild weder Essen noch Getränke mitnehmen darf. Tolle Wurst (oder eben auch nicht). Auch nur ein weiteres, kleines Mosaiksteinchen, was mir Werder Bremen immer unsympathischer macht. Diese Gutmenschenattitüde der Fans, die natürlich keine Choreos den Sexisten gestattet – wo ist da denn die Gleichberechtigung? – die unterirdische Atmosphäre im Weserstadion, die krasse Preispolitik unter der auch die Heimfans zu leiden haben und Fahnenverbote in der Ostkurve, damit die Logenbesucher auch ja nichts vom Spiel verpassen, tun ihr übriges. Aber da manchmal die Gerechtigkeit siegt, sollte auch heute Abend Gut gegen Böse gewinnen und so reichte eine kämpferische Leistung für drei äußerst wichtige Punkte – und das auch noch in Unterzahl. Dass ausgerechnet Owomoyela das entscheidende 2:0 markierte, sorgte dann noch für einige Erheiterung im Gästeblock und zauberte insbesondere dem blonden Engel ein wohlwollendes Lächeln ins Gesicht. Auch der bullige Bankkaufmann sorgte noch für Erheiterung, da er die Bremer Fans im Nachbarblock nach Schlußpfiff noch kompetent beleidigte.

Die Rückfahrt verlief dann im Bus feuchtfröhlich, so dass wir der IC-Reisegruppe immerhin an der Tasse überholen konnten. Auf der Autobahn klappte dies schlechter, so dass wir im Endeffekt nur noch den Vieraugenjungen am Dortmunder HBF trafen, der uns freundlicherweise ein grünumrandetes Gastgeschenk in die Hand drückte. Leider verhinderten die fanunfreundlichen Arbeitszeiten im Rullich und meine Kontaktlinsen ( 😉 ) noch eine zünftige Eskalation.

Wer jetzt tatsächlich 1729 Worte gelesen hat, wird zum Schluss aber noch mit einer Stilblüte belohnt. Da zumindest einer Eurer Lieblingsfettlinge der griechischen Arbeitsmoral trotzt und nach Athen fliegen wird, zitieren wir an dieser Stelle den Newsticker des Postillion:

++++ Gottverdammte Scheiße: Fluchlotsen wollen schon wieder streiken ++++

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