Wie gestern vorvorgestern angekündigt, wollen wir an dieser Stelle noch die Ereignisse rund um den Pokalauftritt des magischen Ballspielvereins im malerischen Rhein-Neckar-Kreis genauer gesagt in Sandhausen aufarbeiten.
Nach der zünftigen Eskalation vom Vorabend hatte glücklicherweise unser Königspärchen darauf verzichtet, den tiefergelegten Volkssportwagen mit prägnantem gelben Streifen Richtung Bierhauptstadt zu kutschieren, so dass wir heute mal nicht den bekannten Raucherbereich aufsuchen sollten. Da vier Augen bekanntlich mehr sehen als zwei, wurde der Vieraugenjunge als Fahrer auserkoren und nach kurzem Zwischenstopp beim örtlichen Supermarkt ereignete sich bereits das erste Highlight des Tages, als wir den Lord der „Dortmunder Alkoholikerszene“ (Zitat des zweitbesten Fahrers der Szene) an einer Bushaltestelle aufgabeln wollten. Diese Bushaltestelle wird durch einen circa 80 cm hohen Holzzaun begrenzt, den Lord galant überspringen wollte und sich ähnlich galant ordentlichst auf die Fresse legte, was in den ersten Begeisterungsstürmen des Tages resultierte.
Glücklicherweise blieben aber Zaun und Lord unbeschädigt und so konnten wir nach kurzem Hosenwechsel unsere Fahrt endlich fortsetzen. In Dortmund parkte der Vieraugenjunge gekonnt in der kleinsten Parklücke der Weltgeschichte und auf die Minute pünktlich erreichten wir den Busbahnhof, was man leider von den Fahrzeugen unseres Busunternehmens nicht behaupten kann. Trotzdem setzten wir uns dann doch irgendwann in Bewegung und einer amüsanten und kurzweiligen Busfahrt sollte nichts mehr im Wege stehen. Allenthalben konnte man die Vorfreude der Jungs und Mädels auf das erste richtige Pflichtspiel verspüren und ungewöhnlicherweise wurden sogar bei den älteren Semestern erste Pokalgesänge intoniert…
In Sandhausen angekommen, sammelten sich die Busbesatzungen und dem Auge der mal wieder martialisch ausgerüsteten und selbstverständlich in Legionsstärke erschienenen Staatsmacht ging es die wenigen Meter zum Gästeeingang. Es wird mir immerein Rätsel bleiben, warum um solche Popelspiele als Hochsicherheitsriskospiel klassifiziert werden. Klar ist das Zuschauerinteresse für ein Dorf wie Sandhausen sicherlich ungewohnt hoch, aber aufgrund einer fehlenden Heimszene (bei allem Respekt für das wirklich imposante Ultragepose der schwarz-weißen Pinguine und die noch ansprechendere Choreographie) und dem nicht vorhandenen Konfliktpotential auf Dortmunder Seite ist ein Einsatz in dieser Größenordnung nicht nur eine Verschwendung von Steuergeldern sondern auch eine Provokation für uns Fußballfans. Warum kann man nicht einfach normal behandelt werden?
Wer nun denkt, dass bei solch einem Großaufgebot der Polizei und einem professionellen Ordnungsdienst eigentlich alles reibungslos verlaufen sollte, der glaubt auch noch an den Weihnachtsmann, Vor dem eigentlichen Eingang des Stadion wurde ein erster Kontrollpunkt eingerichtet, an jeder erstmal seine Karte vorzuzeigen hatte und erste Durchsuchungen durchgeführt wurden. Hinter diesem Kontrollpunkt, befand sich der eigentliche Eingang des Stadions, an dem sich die ganze Prozedur wiederholte. Aufgrund der äußerst peniblen Leibesvisitation bildete sich eine lange Schlange am ersten Eingang, da weder Polizei noch Ordnungsdienst darauf aufmerksam machten, dass circa 100 Meter weiter ein weiterer, nicht frequentierter Eingang war. Mit fortschreitender Dauer wurden die Leute verständlicherweise unruhig und je näher der Anstoß rückte, desto mehr drängelten die Fans nach vorne. Irgendwann kam es, wie es kommen musste: die Ordnerkette konnte dem Druck der Masse nicht länger standhalten und die Leute strömten ins Stadion. Dies rief natürlich die Reiterstaffel der Freunde und Helfer auf den Plan, die natürlich ohne Rücksicht auf Verluste durch die Menge ritt. Ein Glück, dass da nichts schlimmeres passiert ist.
Als sich die Lage dann wieder beruhigt hatte, bequemte sich auch das Fanprojekt sichtlich genervt zum Ort des Geschehens, um sich prompt darüber zu echauffieren, dass man doch hier gar nicht benötigt werde. Dies resultierte noch in einer handfesten Diskussion, in deren Verlauf man mal wieder das spitzenmäßige pädagogische Geschick von Herrn Zuvollski bewundern durfte. Geht Streetkicks organisieren oder veranstaltet mal einen schönen Grillabend, da sind dann wenigstens keine nervigen Fans…
Als wir uns dann irgendwie doch ins nicht ausverkaufte Stadion gewieselt hatten, ging das Spiel auch schon los. Der BVB – bekanntermaßen ein Cup Mannschaft – hatte alles im Griff und bezwang den Außenseiter letztlich souverän mit 3:0. Stimmungstechnisch rissen wir sicherlich keine Bäume aus, aber so ist eben die erste Runde im Pokal auf dem Dorf. Die eingangs erwähnten Sanhausener Hardtwaldfront Pinguine sorgten allerdings für einige an Belustigung, als sie das ganze Youtube-Ultra-Gepose abzogen. Unfassbar peinlich, aber jeder kriegt eben die Fans, die er verdient.
Nach dem Spiel ging es geschlossen zurück zu den Bussen und einer feuchtfröhlichen Heimfahrt sollte nichts im Wege stehen. Leider konnten wir nicht auf die bewährten Klopfer zurückgreifen, wurden diese doch von einem koreanischen Austauschultra für ein Willkommensgeschenk gehalten und sofort verzehrt. Machse nix, machse da.