Was machen eigentlich die Mitglieder der Familie Bich in der fußballfreien Zeit, wenn sie gerade keinen heimtückischen Blogmord planen? Haben die überhaupt irgendwelche Hobbys? Gut, bei den Fettlingen liegt die Sache auf der Hand. Die beiden schwitzen jeden Tag beim gemeinsamen Jogging, damit die Pfunde nur so purzeln und sie topfett die nächste 34er-Saison angehen können. Hoffentlich geht ihnen nicht auf der Zielgeraden die Puste aus! Ewald nutzt wahrscheinlich die Gelegenheit um endlich einmal Skifahren gehen zu können und turnt auf irgendeinem Gletscher rum. Und Horst-Kevin versucht die Gunst der Stunde zu nutzen, um dem Blog durch Konzertberichte so etwas wie einen seriösen Anstrich zu verleihen. Zugegeben, sein Ausflug zu David Hasselhoff im Februar gehört vielleicht nicht gerade dazu, aber die Tischtennis-Sommerpause (nicht mal eine Supidupi-Büchsen-WM gibt es zur Zeit in diesem Sport Hobby zu bestaunen, ansonsten käme man mit dem Zählen der Sommermärchen wohl auch gar nicht mehr hinterher) lädt förmlich zu einigen Konzertbesuchen ein. Vielleicht ist ja für den Einen oder Anderen eine Empfehlung dabei. Wenn nicht, zögert nicht uns kräftig zu bepöbeln!
1. Die Vorspeise – Bright Eyes
Nur durch einen äußerst aufmerksamen Kumpel auf die Idee gekommen, begann das Konzertmenü am 21.6. in Köln im E-Werk bei Bright Eyes. Die Karten gab es bis kurz vorher bei Ebay für sage und schreibe nur acht Euro und so konnte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Immerhin ist das aktuelle Werk der Band um Conor Oberst laut eigener Aussage das Letzte und wer weiß also, ob sie überhaupt noch mal in Deutschland zu sehen sind. Das Album „I’m Wide Awake, It’s Morning“ von 2005 ist zudem unfassbar gut und wurde sogar vom Rolling Stone unter die besten 50 Alben der Dekade einsortiert. Das neue Werk mit dem Namen „The People’s Key“ ist leider nicht ganz so stark und für meine Begriffe doch ziemlich poppig geworden. Zudem ist Conor Oberst ein ziemlich schräger Typ. Nachdem ihm offentlich der Applaus des Publikums für die Vorband nicht laut genug ausfiel, war er leider so beleidigt, dass er fortan ohne Ansagen zwischen den Liedern weitermachte und am Ende grußlos die Bühne verließ. Immerhin gab es noch eine Zugabe und die Spieldauer fiel mit ca. 2 Stunden auch recht üppig aus. Wer sich für die neue Platte interessiert, dem sei das Lied „Shell Games“ empfohlen, welches sich meiner Meinung nach prima als Einstieg eignet:
2. Der Hauptgang – The Head And The Heart und Death Cab For Cutie
Am Montag den 27.6. trat die großartige Band Death Cab For Cutie aus Seattle mit einem neuen Album im Gepäck in Berlin auf. Da leider kein Konzert in der Nähe der Bichstadt anberaumt wurde, musste ich also die beschwerliche Reise also auf mich nehmen und entschied mich für die kostengünstige Variante mit dem Quer-durchs-Land-Ticket. Sozusagen eine Art WET-Tour für Musikfans unter der Woche. Oder auch die 5 großen B: Bichstadt – Bielefeld – Braunschweig – Blue-Generation-Stadt – Berlin. Welch eine Eselsbrücke! 8 Stunden in den Regionalexpressen dieses Land zu durchqueren kann auf Dauer ganz schön langweilig werden. Besonders dann, wenn der Zug alle 3 Minuten an Orten mit Namen wie „Niederndodeleben“ hält und partout nicht einzusehen ist, weshalb. Aber dafür sollte mich ja das Konzert entschädigen, was es auch wirklich unfassbarer Weise tat. Normalerweise hat man ja eher Pech, wenn man voll hoher Erwartungen ist, aber hier stimmte wirklich alles. Sogar die Vorband war einfach nur fantastisch. Es handelte sich um „The Head And The Heart“, ebenfalls aus Seattle, die ich zugegebenermaßen bereits von einem anderen Konzert kannte. Für mich ein absoluter Geheimtipp und wer z.B. Mumford & Sons mag, der sollte hier unbedingt einmal reinhören:
Das Hauptkonzert wusste ebenfalls zu gefallen, auch wenn das neue Album von Death Cab For Cutie sehr Keyboard-lastig geraten ist und so ging es gegen 2 Uhr sehr müde aber auch sehr zufrieden ins Bett. Trotz weiterer 8 Stunden im Regionalexpress am Folgetag ein Trip, der sich sehr gelohnt hat.
3. Die Nachspeise – The Weakerthans
Frisch erholt von 72 Stunden Schlaf am Stück, gönnte ich mir am darauffolgenden Samstag noch eben das Traumzeitfestival im Landschaftspark Duisburg-Nord. Wenn man Duisburg und Festival hört, muss man seit dem letzten Jahr natürlich erstmal schlucken, allerdings passen auf das Festivalgelände keinesfalls 1.400.000 Menschen. Das ist auch gar nicht die Ambition der Veranstalter. Es handelt sich eher um ein kleines, ruhiges Festival für ein Publikum aus allen Altersklassen. Da man für jeden Festivaltag relativ günstige Tageskarten kaufen kann und Samstag die großartigen Weakerthans aus Kanada auftreten sollten, konnte ich gar nicht umhin, die Nachbarstadt mal wieder zu betreten. Bei der Band handelt es sich sozusagen um die Bandbreite aus Winnipeg, denn auch sie haben ihrer Heimatstadt ein Lied mit einem wunderbar bissigen Text gewidmet. Auch das sonstige Repertoire – und ganz besonders die Texte – sind großartig und so kann ich nur eine uneingeschränkte Hörempfehlung aussprechen. I hate Winnipeg!
Da Horst-Kevin scheinbar relativ beleidigt das E-Werk verließ, verpasste er in Utrecht einen bestens aufgelegten Conor Oberst, der sich die gesamten 2 1/2 Stunden küssend und herzend durch die Menge und seine Band bewegte und lange Fragerunden mit den Zuschauern führte und dann sogar tatsächlich auf Wunsch „First Day Of My Life“ (für alle unkundigen Leser: es handelt sich NICHT um einen Song eines Soloprojektes eines ehemaligen Spice Girls) spielte, war der Abend wunderbar. Was auch immer der Grund für diese Kehrtwende war, und was nun positiver oder negativer bewertet werden muss/kann/sollte, spielt keine Rolle. Vielmehr bloß ein weiterer Grund auch das nächste Bright Eyes Konzert zu sehen.