Unbesiegbar!

„Meine Fresse“ – das ist so ziemlich der eloquenteste Versuch die Geschehnisse des letzten Wochenendes zusammenzufassen. Alternativ kann man noch die Worte der erfolgreichsten Dortmunder Bierphase zitieren, der nach dem Spiel vor dem Bus meinte, dass nun endlich auch die letzte Bastion gefallen sei. Und genau so ist es – zum ersten Mal in meinem Leben, kann ich voller Stolz behaupten, in jedem aktuellen (extra für unser schnuckeliges Maskottchen) Bundesligastadion einen Sieg meines glorreichen Ballspielvereins gesehen zu haben. Endlich. Dass dieser letzte Triumph so epochal und so unglaublich eindrucksvoll gelingen sollte und nun auch ziemlich sicher die deutsche Meisterschaft bedeutet, konnte ja keiner erahnen – sonst hätte man gerne so lange gewartet (in meinem Fall 11 Jahre, in anderen Fällen ja sogar um die 20).

Aber fangen wir vorne an. Als ich am morgen pünktlich um 7 Uhr vom lieblichen Schellen meines Weckers aus dem Land des St. Pennematzes in die graue Realität geholt wurde, verriet mir der Blick aufs Handy, dass ich wohl zu früh ins Bett gegangen war. Da ich mir sicher war ausnahmsweise nicht verschlafen zu haben, konnten die verpassten Anrufe und ungelesenen SMS nur auf andere unschöne Ereignisse hindeuten. Diese traurige Vorahnung sollte sich leider bewahrheiten, stellte sich doch heraus, dass Gargamel in der Nacht erkrankt war und der Vieraugenschlumpf daher nicht in der Lage war, die Reise in unseren Leiblings“frei“staat mit uns anzutreten. Glück im Unglück hatte daher Spekka, der zu rechten Zeit am rechten Ort (Freitag Abend im Niederrheinstadion in Oberhausen – Öpus folgt zeitnah) war und somit als Ersatz zur Verfügung stand.

Im bekannten Raucherbereich eines bekannten Bahnhofs versammelte sich also die dezimierte Reisegruppe (Helmut weilte ja auch noch mit dem Skibich in dessen natürlichem Lebensraum) und meistere erfolgreich die erste Etappe gen Bierhauptstadt. Dort trafen wir auf den etwas angeschlagenen Spekka, der sich glücklicherweise trotz Übelkeit noch überzeugen ließ, die beschwerliche Reise auf sich zu nehmen. Im Bus machten wir es uns wie immer in den vorderen Reihen gemütlich und bei Bier, Buch und Berlinern (Danke!) verging die Fahrt wie im Fluge, was sicherlich auch der angenehmen Musikauswahl geschuldet war.

Pünktlich zur Halbzeitpause der Nachmittagsspiele erreichten wir die bayrische Landeshauptstadt, wo sich direkt vor dem Kommerztempel des FC Bayern der einzige nennenswert negative Aspekt des Tages ereignete. Die bajuwarische Polizei (entsprach allen typischen Vorurteilen) fühlte sich nämlich dazu berufen, jeden Bus auf dem Parkplatz anzuhalten und eine rhetorische einwandfreie Gefährdenansprache durchzuführen. Und das auch noch in der Fremdsprache Hochdeutsch – Respekt! Immerhin haben wir gelernt, dass „ACAB“ Rufe in Bayern im Polizeigewahrsam enden werden, was ja sicherlich der geltenden deutschen Rechtsprechung entspricht – aber warum sollte man sich im Freistaat so mit etwas Profanem überhaupt beschäftigen? Hier kann man sich schließlich auch einfach einen Doktortitel mit Bestnote an Elite Universitäten erschleichen. Glücklicherweise verlor niemand in unserem Bus die Contenance, so dass unsere Freunde und Helfer unverrichteter Dinge und ohne „Action“ sich dem nächsten Bus zuwenden konnten. Immerhin wurden wir auf dem kurzen Fußmarsch vom Parkplatz zum Gästeblockeingang von einer Hundertschaft inklusive Reiterstaffel begleitet – wie immer bei einem „Risikospiel“ eine absolut sinnvolle Verwendung von Steuergeldern und Ressourcen!

Apropos Risikospiel – gibt es für die meisten Internetkutten (kann man schon den Witz zu Kuttenberg anbringen?) kaum etwas wichtigeres auf der Welt, als dem arroganten Drecksbayern mal ordentlich den Hintern zu versohlen, damit egal wer – „nur Hauptsache nicht Bayern“ – deutscher Meister werden kann, ist das Verhältnis der Fanszenen eigentlich sehr entspannt. So gratulierten die Bayernfans uns schon vor Jahren lautstark zu Meisterschaft 2011 (es gab auch mal ein Youtube Video, das finde ich aber nicht – wenn einer Detektiv spielen will, einfach die Kommentarfunktion nutzen) und am vergangenen Spieltag sollte es sogar eine gemeinsame Aktion zu Gunsten der „Kein Zwanni“ Kampagne geben. Hierbei untermauerten beide Seiten ihre Forderung nach einer sozial gerechten Preisstruktur per Spruchband (BVB, FCB). Schon beim zweiten Auswärtsspiel in Folge eine gelungene, gemeinsame Aktion der beiden Fanszenen, die zeigen, dass die viel gescholtenen Ultras doch zusammenhalten können, wen es darauf ankommt. Ein Schritt in die richtige Richtung.

Zum Spiel wie gewohnt nur ein paar Worte: Alles begann gefühlt wie immer, frühes Tor für unsere Borussia, fast postwendend der Ausgleich und überlegende Offensivspiel der Münchener. Dann aber das Traumtor von Nuri Sahin und grenzenloser Jubel auf so ziemlich allen Tribünen des Stadions. Spätestens ab jetzt machten die Zehntausend Dortmunder (schalalalaa) die Partie zum Heimspiel (in München) und mit zunehmender Spieldauer wuchs die Gewissheit, dass die Bayern heute endlich fällig waren. Ein Abseitstor, zwei verwehrte Elfmeter, ein Tor von Hummels und einer Prachtparade von Ersatztorhüter Langerak (Ding Dong) später, kannte der schwarz-gelbe Jubel auf dem Platz und auf den Rängen keine Grenzen. In dieser Euphorie wurde selbst der älteste und pessimistischste Mensch der Welt dabei beobachtet, wie er in einen bekannten Dortmunder Meisterschaftsgesang einstimmte. Es passte also alles…

Irgendwann waren alle Hände geschüttelt und alle Körper gedrückt und die Feierlichkeiten verlagerten sich zuerst in das Treppenhaus uns später noch auf den Stadionvorplatz, ehe wir erschöpft aber glücklich wieder die Busse erreichten. Irgendwie schafften wir es wohl in den kuttigsten Bus aller Zeiten und so erlebten wir auf Rückfahrt ein Potpourri des schlechten Geschmacks inklusive Borussenzugs, einer leckeren Bierersatzmischung , zwar ein Konkurrenzprodukt aber trotzdem ausreichend für nordkoreanische Austauschfans, und diversen blauen Müllbeuteln, die ein wenig zweckentfremdet wurden. Gutes Ding, von dem wir noch unseren Kindeskindern berichten werden…

2 Gedanken zu “Unbesiegbar!

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