Nachdem wir kurzfristig dem aktuellen Tagesgeschehen und der mittlerweile geschlossenen Transferliste Tribut zollen mussten, wollen wir den intellektuellen Mittwoch nutzen, noch schnell die Geschehnisse aus der Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben aufzuarbeiten:
Der bichige Teil des Wochenendes begann eigentlich schon am Freitag Abend als sich für die beiden Wissenschaftsbichs die Möglichkeit bot, endlich das dritte Rot-Weiß Oberhausen Heimspiel in Folge zu sehen. Da es dieses Mal auch weder regnete noch Temperaturen im zweistelligen Minusbereich herrschten, fanden sich außerdem noch eine Kutte mit vier Augen, eine Kutte mit Masterabschluss in Gesellschafts“wissenschaften“ und eine Kutte ohne Staatsexamen im unterirdischen Kopfbahnhof Essen21 ein. Netterweise schafften wir es ganz ohne Zusammenstöße (weder mit Fans noch mit Güterzügen) in die Stadt des krummen O’s, wo wir dieses Mal doch auf die bewährte Stadionanreise mit Sonderbus und Flaschenbier zurückgriffen. Im Stadion erwarten und 3300 Unentwegte Fußballfans, davon ganze 18, die das Ingolstädter Retortenprodukt unterstützten und ein absoluter Grottenkick. Entschädigt wurden wir allerdings durch ein sehenswertes Volleytor aus 30 Metern, eine persönliche Begrüßung von Maskottchen Underdog (früher Kleebär, nicht RWO-Bär) sowie eine Weltklasseleistung des potentiellen Oberhausener Nationalspielers Daniel Embers, der tatsächlich nur ein einziges Gegentor verursachte. Glücklicherweise läuft der Vertrag von Embers zum Ende der Saison aus, er kann dann also problemlos zum (dann immer noch) eine Klasse höher spielenden VfB Stuttgart wechseln, so dass der EM 2012 wohl nichts im Wege steht.
Nach dem Spiel ging es auch ruckzuck heim in die Kulturhauptstadt, wo wir noch das Freitagspiel in der Bundesliga schauten, unsere (teilweise nicht rechten) Deckel bezahlten (oder uns einfach wie ein gewisser S.B. erneut schadlos hielten) und verhältnismäßig zeitnah die Kirche des heiligen St. Pennematzes aufsuchten – sollte mich doch bereits um 6.15 der Wecker wieder aus dem Schlaf des Gerechten reißen.
Gemeinsam mit meinem äußerst schlauen Schlafgast machten wir uns dann zu Fuß auf zum HBF, wo wir heute morgen im gewohnten Raucherbereich unsere Reisegruppe begrüßen konnten. Eigentlich spielen sich Wochenendticketfahrten in den Norden ja immer nach dem gleichen Schema ab. Man steigt in den RE, fährt bis zur Hooligandrehscheibe in Minden (Lustig, dass der Artikel scheinbar nicht mehr im Netz ist und nur noch als Kopie auf der unaussprechlichen und unverlinkbaren Punkt-WS Seite ist), quetscht sich dann in die proppevolle S-Bahn nach Hannover, erreicht völlig durchgeschwitzt die niedersächsische Landeshauptstadt und setzt dann seine Reise gegebenenfalls weiter fort. Heute wollten wir es endlich wagen, mal den Regionalexpress nach Hannover zu nehmen – das ist übrigens der Zug, der mindesten viermal so viel Platz wie die S-Bahn bietet, fahrplanmäßig zehn Minuten später da ist und daher die S-Bahn sowieso immer überholt…
Dieses Experiment können wir auf jeden Fall als Erfolg verbuchen, nicht nur hatte so ziemlich jeder einen Sitzplatz, wir umfuhren auch noch gekonnt den Personenschaden in Richtung Ultrastadt Braunschweig (viele Graffiti aber wenig Bezug zum Wasserball) und genossen den positiven Nebeneffekt, dass sich unsere Freunde und Helfer auf zwei Züge aufteilen mussten. Offenbar hatten wir die zurückhaltende und deeskalierende Hälfte als Begleitung erhalten und so durften wir uns beim Umstieg in Braunschweig sogar mit Proviant versorgen, was unglaublicherweise nicht in einem Kataklysmus endete. So erreichten wir frisch gestärkt den historischen Bahnhof inmitten der historischen Altstadt des beschaulichen Kurortes Bad-Wolfsburg. Trotz der äußerst kompetenten Tipps unserer Bloggerkollegen erreichten wir überpünktlich das Stadion, wo wir am Fanmobil Eintrittskarten, Vieraugenjungen, Rennfahrer und alte Menschen in Empfang nahmen und das bekannte Oberhausener Topmodel bei der Arbeit beobachten konnten. Wie immer wurde der Bildungsvisonär und Erbauer aller deutschen Hochschulen von Fans jeglicher Couleur in Beschlag genommen und konnte sich vor Autogrammwünschen kaum retten.
Irgendwann wurden wir der Szenerie jedoch überdrüssig und verschlugen auf unsere recht schlechten Presseplätze, von denen man leider nur rudimentär das Spiel verfolgen konnten. Immerhin konnten wir die rund zehntausend Dortmunder hören, die wie nicht anders zu erwarten war, über die gesamte Spieldauer akustisch das Heft in der Hand behielten. Auch unsere Jungs auf dem Platz wollten sich nicht lumpen lassen und hatten nach einer Schrecksekunde (Diegos Freistoß direkt nach Anpfiff hatte ich schon drin gesehen) alles souverän im Griff und gewannen folgerichtig gegen offensiv äußerst schwache Wolfsburger mit 3:0. So hatten wir immerhin genug Zeit, die Mannschaft in Schlussminuten des Spiels noch daran zu erinnern, was wirklich wichtig ist. Auswärtssiege sind ja bekanntlich schön und die (zugegeben beeindruckende) Tabellenführung ist sicherlich auch nicht zu verachten, aber wirklich und allein zählt es nur kommenden Freitag. Schreibt Geschichte und gewinnt beide Derbys in einer Saison – damit wir mit stolzgeschwellter Brust durch die Büros, Fabriken, Kneipen und Raucherbereiche des Ruhr-Beats (ohne GE) marschieren können. Besiegt sie!
Als Kirsche (welch Wortspiel) auf dem Sahnehäubchen des Spieltages verpatzen die Blauen auch noch zu Hause die Generalprobe fürs Derby. Das ursprünglichste Zeichen dafür, dass wir nach all den Jahren endlich eine Mannschaft voller Leidenschaft und Herzblut haben, ist die Tatsache, dass wir zum ersten Mal nicht voller Angst auf Derby warten sondern tatsächlich an unsere Stärke glauben – Danke schon mal dafür. Sportlich waren die Zeichen nie besser…
Der Vollständigkeit halber sei noch die ereignislose Rückfahrt erwähnt, an deren Ende mich Herr Schmenk vor der Haustür absetzte. Danke dafür!
„Als Kirsche (welch Wortspiel) auf dem Sahnehäubchen“
Geilomat 1904!!!