Nach dem zumindest dreiviertel der Bichs den vergangenen Samstag zur Regeneration nach den exzessiven Dreijahresfeierlichkeiten im Hause des Skibichs nutzen mussten, sollte uns das Schicksal am Sonntag bei bestem Fußballwetter in beschaulichste und knuffigste Landeshauptstadt der Welt führen. Schließlich gastierte der BVB zum ewigen Übungsleiter- und Drei-Tage-Bart-Derby in wunderschönen Mainz. Da die Bichs im vergangenen Jahr auch genügend Ablassbriefe gekauft haben, spendierte die weltoffene katholische Kirche auch noch einen Feiertag am Montag und so so sollte der obligatorischen Anreise mit den Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn nichts im Wege stehen.
Für den adipöseren Teil der Bichs begann die Odyssee im ungewohnten S-Bahn Raucherbereich in Essen 21, von wo wir wie im letzten Jahr über die Weltstadt Ober(liga)hausen (Alles Gute zum Geburtstag, blondester der blonden Engel!) nach Koblenz bzw. Mainz reisten. Am Oberhausener Bahnhof komplettierte der schlauste Mensch der Welt das heute äußerst dezimierte Bichumfeld, brachte aber zum Ausgleich seinen Vater mit, so dass wir noch schnell die letzten Reste Anstand und gutes Benehmen für den Tag verbrauchen konnten. Der Trick vor dem Mob in den Zug zu steigen und gemütliche Sitzplätze zu sicher klappte so gut, dass wir nachdem in der Stadt des Todestunnels alle weiteren BVB Fans zustiegen, immer noch völlig alleine im Abteil saßen. So angenehm könnten die Fahrten immer sein…
Nach ereignislosem Umstieg in Koblenz, wo wir die Menschenfresser aus Dresden netterweise überleben ließen, kamen wir auf die Minute pünktlich in Mainz an. Ein Umstand mit dem natürlich niemand gerechnet hatte, so dass wir eigentlich noch massig Zeit hatten, die wir bei Kaiserwetter im örtlichen Biergarten totschlagen wollten. Leider hatten die Götter vor den Lohn den Schweiß gesetzt, so dass wir zuerst im äußerst entspannten Polizeikessel (tatsächlich ohne Ironie – Stuttgart21 zwingt die Freunde und Helfer scheinbar dazu, wieder kooperativer zu werden) die Mainzer Version L’Alpe d’Huez zu erklimmen, wo wir uns aber unauffällig Richtung Museum absetzen konnten.
Leider wurde uns im Biergarten die Prominenz der Konkurrenz zum Verhängnis. Statt einfach mal entspannt achtunddreißig Bier zu trinken, mussten wir ständig mit der örtlichen Müslifanfraktion sprechen, die alle sich alle naselang über die Geschehnisse in der Blogosphäre informieren wollten. Müßig zu erwähnen, dass nicht nur der Fernsehstar angesprochen wurde, sondern natürlich auch die Bichs in die sinnlosesten Gespräche verwickelt wurden. Immerhin weiß ich jetzt, dass „Kai zwei Halbzeiten spielen kann“, was zwar erfreut, aber ehrlich gesagt nicht wirklich weiterbringt, weiss ich doch nicht wer dieser „Kai“ ist. Für Hinweise bitte wie immer die Kommentarfunktion nutzen.
Ungefähr eine Stunde vor Anstoß hatten wir diese triste Gastfreundlichkeit endgültig satt und machten uns auf ins Stadion, wo mir am Eingang knuffigerweise noch die Pfandbecher abgenommen wurden. Leider machten es in dieser Saison nicht alle Mannschaften so gut wie der BVB und schossen die Mainzer völlig souverän und ungefährdet ab, so dass uns dieser Gute-Laune-Karnevalsverein leider noch ein ganzes Jahr erhalten bleiben wird. Einziger Trost wäre, wenn dafür die Blauen, Super Hoffe und Wolfsburg abstiegen…
Vor dem Spiel zauberte unsere Kreativabteilung noch eine absolut gelungene Choreographie auf die Ränge im Bruchwegstadion und dürfen sich nun erstens über unsere Anerkennung und zweitens über ihren Beitrag zum Sieg auf dem Platz und auf den Rängen freuen. Überhaupt zeigte sich unsere Borussia gut erholt vom Pokalaus in Offenbach und dominierte die Gastgeber (bis auf die ersten 10 Minuten) fast nach Belieben. Die Fans rasteten auch dementsprechend aus und am Ende kannte die Euphorie keine Grenzen mehr und kulminierte in den diversen Meisterschaftsgesängen. Nach dem Spiel entwieselten sich die Bichs erneut dem Polizeikessel und konnten sich so am HBF noch mit Getränken und Pizza eindecken, so dass einer feuchtfröhlichen Rückfahrt nichts entgegen stehen sollte. Allgegenwärtige gute Laune und eventuell ein fehlender Müllbeseitigungsdrang (Super Dortmund Asozial) werden uns noch lange in Erinnerung bleiben…
Zum Abschluss noch ein kleiner Ohrwurm für den letzten Arbeitstag der Woche, bevor es nach Paris geht – hoffentlich kriegt er das Lied genausowenig aus dem Kopf, wie ich. Komponist ist übrigens der von unserer Popikone Lena besungene Olaf, Melodie – wie könnte es anders sein – Tränen Lügen nicht:
Bei Mainz null fünf holten wir den Sieg,
und nächstes Jahr spielen wir Championsleague.
Alle träumen schon von der Meisterschaft,
wer hätte das vor’n paar Jahren noch gedacht?