Mitten in der Bundesligadiaspora erreichte uns heute morgen dieser Bericht vom schlauesten Menschen unter der Sonne. Endlich wurde mal wieder die beliebte Hopping-Zaunfahne des Oberhausener Topmodels aus der vielzitierten Kiste auf Opas Dachboden herausgekramt und auf Deutschlands Sportplätzen aufgehangen…
„Erzähl doch keinen Scheiß!“
Dieser Satz wurde mir von einem Oldenburger Zivi bei einer völlig verhältnismäßigen Personalienkontrolle entgegen geschmissen als diverse Ruhrgebietsstädte in den Personalausweisen auftauchten: „Was ist das denn? Erzähl doch keinen Scheiß! Du fährst doch nicht aus Bochum nach Oldenburg zum Fußballgucken.“ Doch! Wenn der magische Ballspielverein schon ganze 11 Tage kein Pflichtspiel veranstaltet, so muss doch wenigstens anderweitig König Fußball substituiert werden. Nach einer kleinen Hoppertour am heiligen Sonntag zum VfB Oldenburg und dem Klassiker zwischen SV Meppen und Eintracht Nordhorn durfte natürlich auch das gewisse Lokalkolorit nicht fehlen. So fuhr ich nach einem harten Arbeitstag auf Zeche Westerholt voller Bürgermeister, Luftballons und Muffins doch nicht über Essen21 nach Hause sondern suchte ein in den Gazetten als Schmankerl für Freunde des Essener Amateurfußballs angekündigtes Kreuz auf:
Zweite Runde Niederrheinpokal in der Bezirkssportanlage an der Buderusstraße. Heimstatt des FC Kray, seines Zeichens Landesligist, empfing den zwei Klassen höher spielenden VfB Speldorf. Und obwohl es einigermaßen arschkalt war gab es doch ein Häuflein Unentwegte, die den Ascheplatz im Herzen Krays nach Feierabend noch aufsuchten um sich diesen Kick zu geben und für eine Rekordkulisse sorgte. Und alle fanden sie den Fußball wie er so oft in den höheren Etagen vermisst wird:
„Eintrittskarten“ von der Abreisrolle; die Oma vom Bratwurststand trinkt einem das Pils aus wenn man die Pulle am Tresen vergisst; der Mann am Bierstand gibt ausnahmsweise St. Auder Flaschenbier für eine Mark aus, bittet aber, dass wir ihm die leeren Kannen auch zurückbringen; dem „Stadionsprecher“ fällt erst mitten in der Ankündigung ein, dass er gar nicht weiß wer eigentlich die Bude gemacht hat; in der Halbzeit wird einfach mal mit Schlager beschallt und aufm Platz wird geflucht, als ob es kein Morgen gäbe.
Und zu allem Überfluss wurde dann noch herzerfrischend rumgepölt. Siebte gegen fünfte Liga dürfte klar aussehen, aber der Pokal hat ja wie bekanntlich immer gedroschen wird eigene Gesetze: Speldorf schoss früh die Führung, stellte dann aber den Spielbetrieb ein. Kray hingegen engagierter und agiler. Es folgte der schlechtest geschossene und folgerichtig auch gehaltene Strafstoß für Kray und eine ganze Reihe von guten Chancen. Zur Halbzeit 1:1 und in der 74. Minute dann tatsächlich der Führungstreffer für den Underdog, der ausgiebig mit südländischem Temperament gefeiert wurde, welches wiederum vom „Stadionsprecher“ mit „Bitte keine Feuerwerkskörper!“ gegeißelt wurde. Er wollte wohl den Heimanhang vor größerer Schmach bewahren, denn immerhin ging fast die eigene Zaunfahne in Flammen auf.
Nach dem hart erarbeiteten Sieg durfte natürlich auch eine standesgemäße Humba nicht fehlen. Allerdings wurde die Krayer Version mit ordentlichen Grüßen an die Nachbarn gespickt: Wuppertal, Speldorf und zu schlechter Letzt auch die blauen Hurensöhne bekamen ihr Fett ab. Dazu schallte aus den Lautsprechern die Kirmestechno-Version von „Hier kommt der FC Kray“ – wer dieses musikalische Kleinod sein Eigen nennen darf, möchte sich bitte bei mir melden!
Morgen steht dann wieder Massenabfertigung, Polizeiwillkür, teure Speisen und Getränke, technisch hochklassiger Fußball, viel Show und Plastik an. Sprich: Borussia und Bundesligaalltag!
Auf das die Siegesserie niemals endet!