Auswärtssieg, Tabellenzweiter mit ordentlichem Vorsprung, Wochenendticketfahrt, Tatort aus Berlin – Fußballherz, was willst Du mehr? Eigentlich sollte Deutschlands beliebtester Blog heute vor Euphorie überquellen – aber das Wochenende hielt leider nicht, was es zuvor versprochen hatte – und so viel sei schon vorweg genommen – es lag nicht an dem grottenschlechten Tatort am Sonntag Abend…
Aufgrund der Parallelveranstaltung zu 20 Jahre Hund waren die beiden Bichwissenschaftler den gesamten Freitag Abend eingespannt und so kam überraschenderweise selbst der Vorzeigeverschläfer Herwig gut aus dem Bett und fand sich pünktlich zur Abfahrt unseres Regionalexpresses im bekannten Raucherbereich ein. Zügig erreichten wir unser erstes Etappenziel Dortmund, wo sich die bichige Reisegruppe durch die üblichen Verdächtigen komplettiere. Lediglich der älteste Mensch der Welt und der zweitbeste Fahrer der Szene Dortmund bevorzugten alternative Anreisen. Ersterer weilte aufgrund des Marathons in der Bundeshauptstadt, zweiterem wäre sicherlich die Reise in den popeligen Nachverkehrszügen des Unternehmen Zukunfts auf den empfindlichen Magen geschlagen.
Die kurzweilige Reise in die Hansestadt sollte sich ohne besondere Vorkommnisse gestalten, sieht man einmal vom kuscheligen Sardinendosenfeeling in der S-Bahn zwischen Minden und Hannover und einer vielleicht etwas unsachlichen Indoktrination der Mitreisenden ab. Am Hamburger HBF wurden wir dann von gefühlten achttausend Einheiten der Bundespolizei in Empfang genommen und im Gänsemarsch Richtung S-Bahn Station geführt. Dort verließen sich einige Mitreisende auf meinen kompetenten Ortskenntnisse und waren prompt verlassen – und zwar mitten in der Hamburger Vorstadtidylle. Selber schuld wenn man als Stadtkind U- und S-Bahn verwechselt. Glücklicherweise sollte sich der ehemalige Arbeitskollege des Vieraugenbichs als deutlich ortskundiger erweisen und so trafen wir uns eben an der Königsstrasse statt am verabredeten Treffpunkt Heiligengeistfeld.
Nachdem wir uns an der örtlichen Tankstelle noch auf bekannte Bichart verpflegten, machten wir uns auf zu einem kurzen Reeperbahnbummel in Richtung Millerntor. Dort sollte zuerst die Kartenfrage geklärt werden, und nach einigen unseriösen Abzockerangeboten (insbesondere leider von anderen schwarz-gelben Fans) konnten wir tatsächlich für Kai-Uwes Ex-Arbeitskollegen eine erschwingliche Stehplatzkarte ergattern. Schnell holte ich auch noch beim Fanmobil die Karte für unseren Methusaben ab, wo ich auf den dritten Fanvierling traf. Dieser hatte es leider versäumt sich im Vorfeld um eine Eintrittsberechtigung zu kümmern und so irrten wir noch einige Zeit durch die Gegend, bis wir kurz nach Anstoß noch eine Karte aus dem ADK-Kontingent ergattern konnten, die glücklicherweise nicht abgeholt wurde. Dementsprechend verpassten wir folgerichtig das Intro der DESPERADOS. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit mogelten wir uns kompetent in den Sitzplatzblock, von wo man das Spielgeschehen eigentlich ganz gut verfolgen konnten. Auch die vielgescholtenene Stimmung empfand zumindest ich als ganz passabel, die BVB Fans um uns herum versuchten zumindest die ganze Zeit sich zu beteiligen. Sicherlich ist hier aber ordentlich Luft nach oben, gerade zur Zeit hätte unser Team eigentlich besseres verdient.
Nach dem Spiel kehrten wir noch schnell im aus früheren Abenteuern bekannten Discounter unseres Vertrauens ein, wo ich den folgeschweren Fehler machte und zwei Flaschen Erdbeersekt für die Rückfahrt kaufte. Diese verzehrte ich dann auch stilecht in der ersten Klasse des Metronoms – und hatte nicht nur gut einen im Schuh, sondern auch noch gut was auf der Jacke. Gut, dass ich – anders als sonst – mal dem Geiz nicht nachgegeben hatte und auch 15 Cent in einen Wochenendticketrucksack investiert hatte…
Beim Umsteigen in Hannover vermisste ich dann auch noch kurzzeitig den Vieraugenjungen, den ich aber in kompetenter Obhut zeitnah wiederfinden sollte. Kurz danach wurden Huberto Carlos und ich natürlich noch zu einer unterhaltsamen Personalienenfeststellung gebeten, da wir angeblich unter „Textunsicherheit“ (wörtliches Zitat unseres Freundes und Helfers) litten. Dies sollte die Laune aber nicht trüben, und so liefen die Bichs vor allem im letzten Zug noch zu Höchstform auf. Pünktlich mit 20 Minuten Verspätung erreichten wir dann die Bierhauptstadt, von wo uns standesgemäß der ICE nach Hause bringen sollte. Leider wollte der Schaffner uns nicht in der ersten Klasse haben, so dass wir mit dem Rheinland-Pöbel die letzten Kilometer antreten durften. In Essen angekommen, musste zumindest ich den Strapazen des Tages Tribut zollen und verabschiedete mich sofort ins Lande des heiligen St. Pennematzes. Gerüchteweise sollen andere Vierlinge aber noch bis morgens auf diversen Hochzeiten getanzt haben…
„…Bahnsteigpublikums in die letzte offene Tür springen. Treffen uns im Zug und fallen uns in die Arme. Setzen uns ins Fahrradabteil weil man da ja bekanntermaßen gut schlafen kann. Als ich wach werde habe ich Senf auf der Buchse. Brunni ist weg…“