Unser armer Blog hat sich bereits einsam und ungeliebt gefühlt. Fast drei Wochen ohne jegliches Update und dazu ständig sinkende Klickzahlen sind auch für unser kulturelles Eiland nur schwer zu verkraften, da hilft nicht einmal die Gala des Ex-Schweinis oder so Stilblüten wie „Don’t Messi with Germany“ aus der Tristesse. Aber genug des Selbstmitleids in Zeiten, in denen endlich das nationale Trauma überwunden scheint und der Deutsche von Bayern bis in die Sonnenallee endlich wieder stolz sein Fähnchen in den Wind halten kann und alkoholgeschwängert unserer freiheitlich, demokratischen Überrepublik huldigen kann.
In um so schwarz-rot-geilerem Licht erscheint diese Meldung aus dem Spiegel:
Ein junger Mann starb in Brandenburg durch eine Polizeikugel, der Schütze will aus Notwehr gehandelt haben. (…)Das Landgericht Neuruppin hatte den 36-jährigen Beklagten zuvor wegen Totschlags in einem minderschwerem Fall zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Gegen zwei mitangeklagte Kollegen wurden wegen versuchter Strafvereitelung im Amt Geldstrafen von 10.800 und 8400 Euro verhängt. Dem Hauptangeklagten war zur Last gelegt worden, in der Silvesternacht vor zwei Jahren in der Gemeinde Schönfließ am Berliner Stadtrand während einer missglückten Festnahme achtmal auf den unbewaffneten Dennis J. geschossen zu haben.
Müßig zu erwähnen, dass sich die drei Vertreter der schwarz-rot-geilen Exekutive im Verfahren gegenseitig deckten und die beiden Kollegen des Todesschützen aufgrund der Silvesterböller nichts von den Schüssen mitbekamen. Ebenfalls selbstverständlich ist es, dass der Mörder wie durch ein Wunder zu einer Strafe verurteilt wurde, die gering genug ist, so dass sein Beamtenverhältnis bestehen bleibt. Ins Gefängnis muss er nachvollziehbarer Weise auch nicht, schließlich wird sein „Polizistenstatus vor Gericht“ besonders brücksichtigt:
Als Polizist sei er „extrem haftempfindlich“, im Falle einer Inhaftierung hätte er sich „unter jenen einordnen müssen, die er sonst verfolgt hat“.
Vor lauter Freude werde ich nun meine Vuvuzela bis zum Anschlag strapazieren und das Loblied der Gewaltenteilung singen.
Das ist ja sehr Schwarz-Tot-Geil!
Obwohl Dennis J. nicht schwarz war kriegt der Mann nur so eine geringe Strafe? Naja, er ist schliesslich Polizist! Das er überhaupt bestraft wird grenzt da ja schon an Blasphemie.
Naja zum Glück kann man das ja so abhacken er hat ja schliesslich nur so oft auf den Mann geschossen wie Deutschland in den letzten 2 WM spielen getroffen hat. Im Gegensatz zum Fussball hatte er ja vermutlich auch einen guten Grund. Vielleicht dachte er durch den Böller-Lärm, dass er mit einem Maschienengewehr beschossen wird? Hat die verteidigung das nicht eingebracht?
Zum Glück hat das hohe Gericht in der Strafbemessung vergessen, dass es dem Schützen als Polizisten natürlich eine besondere Umsicht beim Schusswaffengebrauch und als Beamten eine gewisse Vorbildfunktion hätte attestieren müssen.
Kann er sich bedanken, dass er seine Seife weiterhin in der heimischen Dusche fallen lassen kann und nicht mit all jenen verkehren braucht, die sich für die tolle Zusammenarbeit in der Vergangenheit gerne nochmal persönlich bei ihm bedankt hätten.