Liebes Tagebuch,
beim Lesen der neuesten Neuigkeiten über neuigkeitenverbreitende Medien stockte mir doch fast der Atem. Da schreibt die NRZ (nein nicht das lokale Ruhrgebiets-Klatschblatt, das mittlerweile mehr Konsumenten-Informationen als Neuigkeiten aus aller Welt enthält) über die mediale Hysterie in der Berichterstattung über zunehmenden Hooliganismus in deutschen Stadien doch glatt folgendes:
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Skifahrer nicht gleich Fußballfans
Wo wir gerade das Thema angeschnitten haben, seit längerem schon ist in Presse, Funk und Fernsehen in Verbindung mit Pyrotechnik beim Fußball schnell die Rede von Randale oder Krawall. Gibt man diese Begriffe bei Wikipedia ein, wird man zu Vandalismus beziehungsweise Aufruhr weitergeleitet. Die Wortwahl scheint hier also etwas überzogen, zumal die Herren Sportkommentatoren noch vor wenigen Jahren beim Anblick hell erleuchteter Stadionränge gerne von südländischer Atmosphäre schwärmten. Natürlich ist Feuerwerk außerhalb der Jahresendzeit genehmigungspflichtig und selbstverständlich ist es nicht schön, dass vor kurzem im Gästeblock in Bochum beim Spiel gegen Nürnberg der Einsatz von Pyrotechnik zwei Schwerverletzte hervorbrachte. Aber stellen wir diesen Schwerverletzten unter den hunderttausenden Fans, die jeden Spieltag eines der vielen Fußballstadien besuchen, in denen trotz Verbot hin und wieder gezündelt wird, die Anzahl an Versehrten gegenüber, die ein einziger Tag Wintersport während der Saison hervorbringt, dann liegt der Schluss nahe, dass ein gemeiner Skifahrer mehr Potential zum randalierenden Chaoten mitbringt, als ein Fußballfan.
Eine mediale Hetze gegen Wintersportler würde aber vermutlich nicht die Auflage steigern. Obwohl die Maßnahmen im Kampf gegen Skifahrer der Kategorie C einiges an Unterhaltungswert versprächen. Bei den ersten Schneefällen könnten aktenkundigen Pistenrowdies Ausreise- und weiträumige Skigebietverbote erteilt werden, neben der Pflicht, sich dreimal täglich auf einer Polizeistation zu melden, um so heimliches Skilaufen zu unterbinden. Wer sich auf dem Weg zum Skilift ungeschickt anstellt und in eine Ausweiskontrolle gerät, landet schneller in der Datei ’Gewalttäter Ski’, als er sich versehen kann, und schon flattert einem ein dreijähriges Pistenverbot ins Haus.
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Dieser Vergleich hinkt nicht nur, er stolpert quasi daher, wie ein in Bademantel gekleideter Skifahrer, der sich kurz zuvor an der Bergstation noch 39 Obstler eingeführt hat, nach der Talabfahrt in Ischgl. Schon durch seine Unter-Überschrift (haha) disqualifiziert sich der Autor bereits, über die Parallelen zwischen Skifahren und Fußballfansein referieren zu können. Hätte er mal bei mir – dem lebenden Gegenbeweis – angerufen.
Im zweiten Absatz disqualifiziert er sich ein weiteres Mal. Auf den Nutzen medialer Hetze gegen Skifahrer angesprochen gab uns der Chef der Vereinigung deutscher Skihelm-Produzenten exkluxsiv folgende Auskunft: „…dieser Skirowdie aus Thüringen war für uns wie Abwrackprämie und Konjunkturpaket gleichzeitig – ein wahrer Segen“. Und dass Herr Althaus mit seinem gekonnten Roundhouse-Carv gegen die slowakische Nation (hier könnte man auch eine antisemitische Haltung hineininterpretieren) die Auflage der Bild-Zeitung gesenkt hat, dürfte zumindest bezweifelt werden.
Der dritte Ansatzpunkt meiner Kritik bezieht sich auf das Pistenverbot an sich. Denn der Trend geht eindeutig zum Fahren im Gelände, man würde also mit dem Pistenverbot eine selektive Sippenhaft einführen und könnte gar nicht, wie im Fußball, einfach alle bestrafen.
Trotzdem singe ich jetzt mal kurz und präventiv (auch wenn mir das jetzt ultrablasphemisch ausgelegt werden könnte): Gegen alle Pistenverbote!
Euer Ewald
PS: Hier der ganze Artikel, der durchaus lesenswert ist und viel Wahres enthält!
Kannst du mal mit dem Skikram aufhören? Das interessiert niemanden!
„Niemand“ würde ja implizieren, dass es mich auch nicht interessiert. Diese Aussage ist ergo mit „false“ zu bewerten. Und wären wir im schwatzgelb-Forum, würde ich sagen: „Dann lies es eben nicht.“
Beste Grüße an die Füße
Ewald
Gegen den modernen Skifahrer!
Muss es nicht heissen: „Gegen das moderne Skifahren“? Es heisst ja auch nicht „Gegen den modernen Fußballer“ 😀