Hey das geht ab – Hachingen hat ne Bobmannschaft!

Während Familie Bich noch im Bier oder Bett St. Auder und oder St. Pennematz (oder gar dem Ullr, dem Schutzpatron der Skifahrer) huldigten klingelte für die Bich-Groupies um Liv von Jan, Jan von Liv und Hubert schon wieder der Wecker für neue Schandtaten, nachdem zumindest mein Wochenende am Freitag schon mit einer kleinen Klischeeveranstaltung über blaue Inkompetenz und Läuseprobleme eingeläutet und mit dem Besuch der Handballdamen mit dem Sieg gegen die Miezen potenziert wurde.

Um halb vier aufstehen und als einziger Nüchterner in einer U-Bahn voller Kneipengänger zu fahren hat schon etwas an sich. Womöglich wie ein Spiegel mit Zeitverzögerung. Aber die frühe Abfahrtszeit sollte sich im Nachgang als richtig erweisen nachdem ich mich bereits in Dortmund mit durchdrehenden Reifen durch die Tiefgaragenausfahrt und dann mit 50 über die Sauerlandlinie kämpfte. Zum Glück übernahm der, je nach Sichtweise, beste oder zweitbeste Autofahrer der Welt in Lüdenscheid das Steuer, sodass ich mich dann zum Pennematz zu den Strebern in der letzten Bank gesellen durfte und dort, wohl auch zurecht, einen Maulkorb verpasst bekam. Die Verhältnisse wurden immer extremer und am Low-Cost-Rasthof im Spessart waren die Schneeflocken schließlich groß wie Taubeneier. Das Sauerländer Bauchgefühl prognostizierte eine Spielabsage um 11:30 gleichwohl der Klaus aus Oberbayern Optimismus über den Äther versprühte und von traumhaftem Frühlingswetter bei strahlendem Sonnenschein fabulierte. Kaum zu glauben bei dem Winterchaos jenseits der Windschutzscheibe.

Im Luf des Spessart zeigte sich jedoch das von Klaus geschilderte Frühlingswetter und die Bedingungen wurden von Kilometer zu Kilometer südwärts besser. Begleitet wurden wir auf der Fahrt durch dieses Wintermärchenwetter von tausenden Wintersporturlaubern, die auf der Route gen Alpen mit ihren orange bekennzeichneten Gespannen teilweise deutliche Rückstauungen bildeten. Macht aber nichts wenn man am Stau vorbeifährt und dann über Sperrflächen am Ende der Ausfahrt einfach wieder einfädelt.

Am Sportpark traf man bei tatsächlich T-Shirt-und-Sonnenbrillen-Wetter auf die Partybusbesatzung, die Nachts zuvor Würzburg in Schutt und Asche gelegt hatte und gönnte sich eine äußerst üppige Verstärkung in der typisch, bayerisch, urigen Vereinsgaststätte. Die Einlasskontrollen waren freundlich aber ebenso bayerisch bestimmt (DUAFTS OA NEMMA!). Die Anfangsminuten des Spiels offenbarten dann eine nahezu unbekannte Atmosphäre: Stille! Der Spielmannszug der UvdA kam aufgrund einer Buspanne in Feucht und trotz einer Abfahrtszeit von 3 Uhr erst rund 10 Minuten nach Anpfiff und Hachingen hat einfach nichts zu bieten was auch nur im Ansatz zu gefallen wüsste. Der Nicht-Stimmungsblock bestand aus 15 Kindern mit drei Fahnen, rund 1000 Leute, versprengt auf 4 Tribünen, gaben für die Metropole München, zu der ich Unterhaching jetzt einmal unsauber hinzuzähle ein jämmerliches Bild ab. Aber so ist halt die bayerische Hauptstadt. Die Buyern ziehen nur Klatschvieh aus dem Umland an, die 60er boykottieren ihr erste Mannschaft wegen der Arroganzarena und gehen lieber zu den Amateuren an die Grünwalder Straße – und zur Spielvereinigung geht nach dem Niedergang aus der Bundesliga einfach niemand mehr hin. Unvorstellbar wenn man den Vergleich mit dem Ruhrgebiet zieht. Da wären allein schon wegen des ruhrbietsuntypischen Wetters die Massen geströmt. Somit belief sich die Gesamtzuschauerzahl auf zufällig genau 2000 und unser Block wusste nach dem Eintreffen der Zuspätkommer auch mit einem Potpourrie der guten Laune zu gefallen.

Nachdem auf dem Platz Hachingen zu Beginn deutlich die Oberhand behielt, spielte sich unser Haufen schwuler Eunuchen in der zweiten Halbzeit ein deutliches Chancenplus heraus was einen Sieg nicht ungerechtfertigt hätte dastehen lassen. Am kläglichsten vergab mit der letzten Aktion vor seiner Auswechslung unser Knipser mit der Nummer 04, der jedoch bis dahin sehr solide 75 Minuten auf dem Rasen agierte, die beste Chance des Spiels – Sebastian Kehl. Daher muss man schon abwägen: Ein Unentschieden auswärts gegen einen soliden Gegner ist, besonders im Spiegel der frühen Hinrunde für unsere Mannschaft sicherlich ein Erfolg. Anderseits darf man, mit einer durch Hajnal, Kehl und Letallec verstärkten Auswahl und einem Übergewicht in der zweiten Halbzeit auch nach höherem streben. Die Rückfahrt ging relativ rasch vorüber. Von Schnee keine Rede mehr, böhmisch-mährische Blasmusik, kurze Pausen auf malerischen Fickerparkplätzen, deren Szenerie durch riesen Ultrà DO Tags und katzengroße Ratten untermalt wurden und ein Bleifuß bescherten uns eine frühzeitige Ankunft.

Allerdings verpassten die Olympiameldungen einem Mitfahrer, der des öfteren vom Zirkeltraining berichtet einen herben Stoß: Wie kann die Anni bloß einen holländischen Briefträger heiraten? Ebenfalls nachhaltig dürfte das Spiel für den Trainer der Spvgg gewesen sein, nachdem mit ihm in dieser Saison schon zum zweiten Mal ein Trainer nach einem Spiel gegen unsere Amateure beurlaubt wurde. Auf den letzten Kilometern bot sich abermals ein denkwürdiges Schauspiel auf der Bundesautobahn 45. Unser schwarz-gelber Blitz in Expresskolonne mit zwei schangeligen Transportern von Hellas Gelsenkirchen, die wahrscheinlich gerade im Siegerland gewesen waren um neue Ingredienzien zum Brunnenvergiften zu tauschen. Parallel im Radio das 2:1 von Golfsburg. Die anderen Verkehrsteilnehmer dürften gestaunt haben. Wer jetzt jedoch meint, es habe auf der A45 ein episches Rennen zwischen den automobilisierten Antipoden gegeben hätte muss enttäuscht werden. Im Sauerland, wo die eine Straßenseite blau-weiß und die andere schwarz-gelb ist, hält der Ruhrpott einfach zusammen. Ehrensache!

Holt euch den Derbysieg!

6 Gedanken zu “Hey das geht ab – Hachingen hat ne Bobmannschaft!

  1. dts98 schreibt:

    Ob Absicht oder nicht, es macht mich rasend. Warum schreibt der Schreiber einerseits Unterhaching, aber in der Kurzform Hachingen? Ich eskaliere ob des falschen Suffix‘ (hiermit ist nicht der Dorfalki in Gallien gemeint) innerlich!

  2. John Candy schreibt:

    Und außerdem ist die Überschrift ja wohl ein Witz. Alle Kinder auf Jamaica singen völlig zurecht „Das geht über Eure Vorstellungskraft – Jamaica hat ’ne Bobmannschaft!“

    Wenn schon klauen, dann richtig.

  3. schnurzeletti schreibt:

    Das mit der Überschrift muss ich mir selber ankreiden – hatte natürlich Jans Überschrift vergessen und die entsprechende Interpretation meinerseits gewählt…

    Sollte ja auch jedem klar sein, JVL macht schließlich keine Fehler. Da wird es – Suffix hin oder her – wohl auch Hachingen heißen…

  4. Jan von Liv schreibt:

    Ja, ich hatte den Titel natürlich richtig gewählt. Vergessen hingegen hatte ich ein sensationelles Telefonat auf einem dieser zauberhaften Parkplätzen. Man hörte nur ein ‚WAS? Du bist schon wieder RAPPELVOLL?‘ aus Huberts Munde, woraufhin ein kollektives ‚Ach, der Biergerdie!‘ erklang. Grüße!

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