Feiertag zwischen Nikolaus und Weihnachten

Mitten in der kommerziellen Vorweihnachtszeit, wo die Hast nach Schnäppchen, Angeboten und Geschenken das Leben des gemeinen 08/15 Kleingärtners bestimmt, zelebrieren die Bichs einen Tag der Besinnung: den Feiertag des Tausenddreihundertzwölften. Hier wird alljährlich aller Freunde und Helfer des Bichsumfeld gedacht – kurzum alle jenen tapferen, gewaltlosen Freunden der Freiheit, der Achse des Guten.

Freundlicherweise entschlossen sich auch die Damen und Herren der DFL diesen Tag würdig zu umrahmen und schenkten uns nicht nur ein Amateurspiel am Samstag sondern auch den Klassiker beim Deutschen Meister. Sonntags abends im pittoresken Wolfsburg beim Geist des alten Stadions, Fußballherz was willst Du mehr?

Nachdem ich am Freitag mal den lieben Gott einen guten Mann sein ließ und nicht einmal die Wiederholung des Tatortes mich von einem Besuch in der Kirche des heiligen St. Pennematzes abhalten konnte, erwachte ich nicht zum einzigen Male an diesem Wochenende voller Tatendrang und begab mich gegen Mittag in meinen Lieblingsraucherbereich. Dort traf ich  auf Liv von Jan und auch noch auf zahllose sympathische Bayernkutten, die sich rappelvol (wie kann man nur?!?)  auf die weite Reise gen Scheiss Rosicky (ein verdienter Spieler) begaben. Wir ließen uns allerdings nicht beirren und setzten unsere Reise in die Bierhauptstadt fort, wo wir problemlos die altehrwürdige Rote Erde erreichten.

Dort angekommen war der legendäre Block H schon gut gefüllt und schmetterte auch sogleich den ein oder anderen Weihnachtshit durch das eiskalte Winterwetter. Ich begab mich samt Kackfaß und dem schlausten Menschen der Welt zu den gesetzten sogenannten Fans und sah mir das teilweise ganz unterhaltsame Spiel an. Unglaublicherweise kam es zu keinerlei Straßenschlachten oder anderweitigen Auseinandersetzungen, und das obwohl keine Polizei anwesend, dafür aber circa 30 sogenannte Fans in Anführungszeichen aus Bayern mitgereist waren. Diese konnten sich aber bereits frühzeitig auf eine getrübte Stimmung bei der Heimreise einstellen, lagen doch die tapferen Nichtabsteiger vom BVB schon zur Halbzeit scheinbar uneinholbar mit 2:0 in Front. An dieser Stelle sei kurz darauf verwiesen, dass es in der Halbzeit zu gemeinsamen Soli-Gesängen für Stadionverbotler vor den Toren kam. Wie schon im Hinspiel eine schöne Aktion zwischen beiden Ultraszenen. Der Vollständigkeit halber aber trotzdem noch der Hinweis, dass es sich bei dem SV Wacker Burghausen um einen Verein ähnlich dem VfL Wolfsburg handelt, abhängig von einem Großsponsor (Wakcer Chemie AG) kam es erst in der jüngeren Vergangenheit zu nennenswerten sportlichen Erfolgen – vor 1993 hatte noch niemand außerhalb von Südbayern von diesem Verein gehört. Aufgrund der aktuellen Debatte zum Projekt Hoffenheim war ich doch äußerst überrascht, dass viele Stadionbesucher sich dessen nicht bewusst waren.

Nach diesem kurzen Exkurs in Besserwisserei und Fußballsachverstand finde ich immerhin eine leichte Überleitung zum nächsten Tage, schließlich durften wir ja beim Retortenverein Nummer 2, seines Zeichens dem deutschen Meister (Tradition schlägt trotzdem jeden Trend – und wir finden den BVB sogar außerhalb des Wochenendes gut und reisen immer hinterher!) antreten. Hurra. Vor lauter Vorfreude konnte ich Samstag Abend überhaupt nicht einschlafen, so dass ich mit diversen Studienkollegen (danke nochmal allen Topmodellen für die Unis) noch einen kleinen Schlummertrank zu mir nehmen mußte und somit am nächsten Morgen prompt den Zug verpasste. da man sich ja sonst nichts gönnt, entschied mich einen braunen Konsumgutschein zu opfern und mit dem Vorzeigezug des Vorzeigeunternehmens namens Zukunft nach Hannover zu düsen, wo ich das per Assozialenticket (nicht zu verwechseln mit dem Black Ticket) reisende Bichumfeld einholen sollte.

So rief ich also den kompetentesten Taxifahrer der Welt, der es tatsächlich schaffte den Essener Hauptbahnhof nicht zu finden, und begann ganz alleine mit einem Kasten Brinkhoffs meine Reise in die Weite Welt. In Hannover angekommen, wartete ich un auch auf den Rest der Truppe, um diese mit meinen 20 flaschenförmigen Christbaumkugeln zu überraschen, was auch mittelmäßig gut gelang. Schnell die letzte Etappe in die Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben auf einer Arschbacke abgesessen und schon konnten wir die traumhaft schöne Wolfsburger Altstadt begutachten. Leider ist Sightseeing ja immer auch anstregend, so dass wir schon bald völlig geschafft durch die Reizüberflutung, in ein irisches Spezialitätenrestaurant einkehrten. Dort ergaunerte ich mir danke meines Charakterbonus zügig einen wahrhaft vorzüglichen Beeeeelis vom verrauchten Bankkaufmann und schaute die erste Halbzeit vom des anderen Bundesligaspiels. Eingie Erdnüsse, Burger und Gespräche mit der freundlichen Kellnerin später mußten wir aber leider zum städtischen Stadion aufbrechen, wo wir auch endlich auf den Stargast der Runde, den ältesten Menschen der Welt, treffen sollten. Im Block standen wir dass wie gewohnt im Zentrum des Geschehens und beobachten wie der BVB ebenso gewohnt seinen Gegener demontierte. Der beste abwehrspielende Mittelfeldstrumtorhüter  Uwe aus Jena hatte den Tag seines Lebens und versetzte die Fans ein ums andere Mal in Extase. So führte der BVB bereits nach 37 Minuten mit 3:0 und die Messe war trotz des Anschlußtreffers der Wölfe gelesen. Auch das Spruchband der Wochenendbrüder. welches den BVB als Verlierer am Aktienmarkt geißelte, konnte den Spielverlauf nicht signifikant ändern, so dass am Ende der Block trotz dieser schlimmen Beleidigungen kochte und den verdienten Erfolg mit der Mannschaft und einer Humba im Dortmund Style feierte. Ich vermute Herr Hopp wird sich zeitnah über diese diffamierende Spruchband sowie die Hurensohn-Gesänge aus der Wolfsburger Brüderkurve beim DFB beschweren, so dass wir am grünen Tisch das Spiel dann auch in der Höhe verdient gewinnen werden.

Eigentlich hätte dies der gelungene Abschluss eines rundum gelungenen Wochenendes sein können, wäre nicht noch am Feiertag Tausenddreihundertzwölf auf der Rückfahrt folgendes historisches Ereignis passiert. Als die Bichs ihre reservierten Plätze einnehmen wollten um ihren wohlverdienten Feierabendfruchtwein zu sich nehmen zu können, stellten wir fest, dass unsere reservierten Sitzplätze belegt waren. Was für sich genommen schon ein Affront gegen unsere Menschenwürde ist, weitete sich zu einem handfesten Skandal aus, als wir erkannten, dass es sich bei den Platzbesetzeren um uniformierte Freunde und Helfer handelte. Diese wurden nun unter Applaus und großer Freude hinauskomplimentiert. Der gemeine Staatsdiener war zwar etwas überrascht über unsere spontanen Beifallsbekundungen, doch schließlich haben wir bezahlt – Ihr könnt uns nix!

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