Baut die Mauer auf!

In drei Wochen werden wir wissen wie sich die politische Landschaft die nächsten vier Jahre darstellen wird. Eine Partei wird fehlen. Die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative, kurz „Die Partei“ wurde vom Bundesswahlleiter nicht zur Bundestagswahl zugelassen. Dabei würde sich eben jene sympathische Kleinpartei nach dem gestrigen Spiel sicherlich großer Zuneigung erfreuen. Denn oberstes Ziel der Partei ist die endgültige Teilung Deutschlands, frei nach dem Motto, welches jahrzehntelang im Impressum des großen Boulevardsblatts stand.

Aber fangen wir vorne an. Nachdem die speckigen Wessi-Ultras sich bereits Drüben die Ehre gegeben und die blühenden Landschaften bestaunt hatten, kam es nun zum Gegenbesuch aus Dresden. Die Sportgemeinschaft der Volkspolizei und des Ministeriums für Staatssicherheit Dynamo aus Dresden war zu Gast in Dortmund um gegen unsere Amateure zu spielen. Da die Staatsmacht den Sicherheitswahn der Kampfbahn vorzog wurde der Spielort ins Westfalenstadion verlegt wohin sich rund 3000 Zuschauer, darunter 300 „Gäste“ verirrten.

Auf dem Weg gen Dortmund sah ich ungewöhnlicherweise keine bekannten Gesichter, sodass ich erst am Stadion auf eben jene traf. Auf der Nord reinmarschiert und eben noch schnell Hallo auf der Süd sagen. Dies verwehrte mir jedoch ein kleiner Junge in blauem Pullover, der auf einige Meter Absperrband aufpasste. Ich solle doch wieder rausgehen und einmal um die Rote Erde rumlaufen. Läuft… Zum Glück traf ich die Sektion Bierstand, unter ihnen auch den frischgekrönten König auf der Osttribüne und blieb direkt dort. Block 45, Mitte – könnte man sich später mal dran gewöhnen. Aber eigentlich waren während der 90 Minuten die beiden Fanblöcke viel interessanter als das Spiel.

Während sich auf dem Rasen zwei Mannschaften darin überboten Chancen artistisch zu vergeigen – hervorzuheben ist hierbei besonders der Dresdner „Stürmer“ Halil Savran – boten die Ränge mehr Potenzial. Wenn man nicht in der Kurve steht und einfach mal zuguckt, merkt man erst wie teilweise monoton der Singsang doch ist. Dabei wollen wir unsere Mannschaft doch nach vorne peitschen! Dresden war da formal doch schon besser aufgestellt. In den Reihen der Gäste waren auch etliche rote Kutten zu erspähen. Diese Sellten sich als Zwickauer heraus, die einen ganzen Bus zur Unterstützung ihrer besten Freunde zusammengetrommelt hatten. Primäres Ziel wird aber wohl die Chance gewesen sein nochmal auf großer Bühne den dicken Max zu machen. Wenn man schon einmal aus den Tiefen der 5. Liga Bundesligaluft schnuppern darf, da geht man doch direkt in die Vollen und präsentiert eine vor 8 Jahren erbeutete Zaunfahne, die schon einmal gezeigt wurde und ein ebenso altes Trikot. Respekt! So viel Lächerlichkeit konnte eigentlich nur eine Antwort bekommen: Ein Gegentor und gleichzeitig das Tor des Tages. Das Spiel hätte zwar auch gut und gerne 5:5 ausgehen können, aber vor dem verwerten von Torchancen scheuten sich ja beide Mannschaften.

Der Dortmunder Anhang stellte dann nach der Präsentieraktion konsequenterweise den Support komplett ein – die Dresdner legten jedoch noch eine Schippe nach. Der Dresdner Capo wollte uns Scheiß-Wessis doch am liebsten gar abstechen, gefolgt von weiteren Dummheiten. Sie würden uns und die Bundesrepublik sowieso hassen und am liebsten einen eigenen Staat gründen. Die letzte Strophe dieses äußerst einfallsreichen Gesangs kündete dann davon, dass sie ihren Trainer Ruud Kaiser zu eben jenem Monarchen wählen würden. Das Beste an diesem ganzen Ost-West-Gebaren war jedoch, dass die meisten derer die lautstark skandierten die DDR nicht einmal miterlebt hatten. Optisches Highlight war jedoch eine Reminiszenz an die frühen 90er. Ein Dresdner der vorderen Reihen trug eine neongrüne Hose, die wahrscheinlich selbst MC Hammer nicht getragen hätte. Bilder werden sicher die Tage in den einschlägigen Medien auftauchen.

Somit konnte man schlussendlich feststellen, dass wir endlich eine Mannschaft gefunden haben, die noch dusseliger spielt und noch mehr Pech hat als unsere Amateure. Ein ganz wichtiger Sieg für den Klassenerhalt. Hoffentlich stabilisiert sich die Mannschaft in den nächsten Wochen, wäre schade wenn die Mühen weiterhin nur so selten belohnt würden.

In diesem Sinne: Die Partei, die Partei, die hat immer Recht!

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