Nach eher durchwachsener Leistung unseres quirligen Außenverteidigers Uwe aus Jena bei der Vollgasveranstaltung in der Hauptstadt des Verbrechens, entschieden sich die Bichs einen Boten in Uwes Heimat zu entsenden, um dort Ursachenforschung zu betrieben. Daher machte sich Herwig am vergangenen Mittwoch in den frühen Mittagsstunden auf gen Bierhauptstadt, um dort den Bus der Ultras von die Amateure die zweckmäßigerweise ebenfalls in das Zentrum der deutschen Optik- und Feinmechanikindustrie reisen wollten, um dort die Amateure des magischen Ballspielvereins zum Sieg zu schreien.
Dank der 1909 Tage DVD von The Unity verging die Zeit auf der Hinfahrt wie im Fluge und schon nach sechseinhalb Stunden erreichten wir die beschaulichen Plattenbauten Lobedas. Welch ein traumhaftes real existierendes sozialistisches Einheitspanorama! Nach kurzer Sightseeing Tour durch die schönsten Ecken Jenas (inklusive Jena Paradies) umkurvte unser Fahrer geschickt die Heimkurve des Stadions und setzte uns direkt vor dem Eingang des Gästeblocks wohlbehalten ab. Hier verteilte die Fanbetreuung zur Freude aller Anwesenden einen großen Stapel Freikarten, so dass man die Schlangen an den Kassenhäuschen gekonnt umgehen konnte.
Im Gästeblock dann das gewohnte Bild – trotz des ungünstigen Termins (unter der Woche um 18.30) versammelten sich circa 200 Unentwegte hinter der Amateure Zaunfahne und spulten routiniert das Amateurprogramm ab. Obwohl wirklich 90 Minuten lang lautstark durchgesungen wird, vermisse ich manchmal die notwendige Leidenschaft. Das Geschehen auf den Rängen ist doch zu sehr vom Spielgeschehen abgekoppelt und wirkt zum Teil monoton und nicht aggressiv und anpeitschend genug – und das wo die Mannschaft gerade in der gegenwärtigen Situation jedwede Unterstützung benötigt.
Zum Auftritt der Fanszene Jenas kann ich mich nur periphär äußern, denn witzigerweise teilen sich in Jena Heim- und Gästeanhang die gleich Kurve inklusive eines durch Stacheldraht geschützten Verpflegungsstandes. So konnte man Jena eigentlich akustisch nie vernehmen und optisch nur durch blau weiße Trikoträger wahrnehmen. Alles in allem doch eher enttäuschend. Genauso wie das Spiel auf dem grünen Rasen, wo sich der BVB trotz tapferem Kampfes am Ende wieder geschlagen geben musste. Sehr schade, aber die junge Truppe ist leider noch nicht abgeklärt genug.
Nach dem Spiel hielten uns unsere Freunde und Helfer noch ein wenig auf dem Parkplatz fest, und gewährleisteten, dass wir nicht einmal unsere mitgebrachten Bananen (eigentlich als Geschenk für Uwes Eltern gedacht) verteidigen mussten. Nach einer sinnvollen sechzig minütigen Pause direkt hinter Eisenach gab ich meine Hoffnung auf, noch die letzte S-Bahn gen Kulturhauptstadt zu bekommen und frönte dementsprechend ausgelassen Wein (also Bier) und Gesang (also rumschreien). Dortmund erreichten wir um kurz nach 2 Uhr morgens, so dass wir nach einem Betthupferl am Fischmann unseres Vertrauens pünktlich um viertel vor drei mit dem ersten Regionalexpress des noch jungen Tages nach Hause fuhren.
Allez Amateure!