Frankfurt, Gängelei und Dosenbier

Nachdem sich die Amateure am Freitagabend mal wieder die Butter vom Brot haben nehmen ließen, ließ ich mich genauso bereitwillig bitten einen kleinen Umweg auf dem Nachhauseweg zu machen und noch auf ein kleines Bier mit nach Essen zu kommen. Zum Glück waren mir die Würfel an diesem Abend äußerst gewogen. Da passte es dann auch, dass derjenige mit dem längsten Heimweg dann natürlich auch als erster wieder raus musste um im Gegensatz zu Familie Bich, die sich auf das Kontrastprogramm eines Expressfahrdienstes verlassen konnte, den Asiexpress in Deutschlands Hauptstadt des Verbrechens zu erreichen.

Da ich wegen Komplikationen im Betriebsablauf weder einen Wochenendticketrucksack samt Viktualien am Mann noch selbst ein Frühstück eingenommen hatte bekam ich vom derzeit Vereinslosen Ebi Smolarek ein kleine Persönlichkeit überreicht und von einem bald spindeldürren Jungen aus dem Kreuzviertel eines dieser ruhmreichen Salamiebaguettes von Yorma’s serviert. Da erwachen doch die Lebensgeister! Insgesamt verlief die Anfahrt relativ unstressig – zumindest bis man Mainhattan erreichte. Am Frankfurter Hauptbahnhof, über dessen Bauart kontrovers und heiß diskutiert wurde wurden wir dann wie gewohnt von den Schlümpfen empfangen. Den Mitreisenden, die sich fast die Köpfe eingeschlagen haben sei gesagt: Man darf Kopf- als auch Sackbahnhof sagen! Nach einer kleinen Betriebsbesichtigung in den Katakomben des HBF ging es dann mit der S-Bahn zum Sportfeld.

Dort erwarteten uns um 13:45 aber keine Horden Frankfurter Module sondern ebenfalls nur noch mehr dunkelbaue Riesenstrampler. Aber diese netten Freunde und Helfer kannten zum Glück einen geheimen Umweg zum Stadion, sodass wir für den sonst so strapazierenden 10-minütigen Todesmarsch nur knapp eine Stunde brauchten. Am Stadion selbst wartete dann das Frankfurter Empfangskomitee mit Blumen und Präsentkörben auf uns. Nett! Später im Stadion folgte noch eine Einladung zum Schnitzelessen. Das Klientel machte aber eher den Eindruck eines Zigeunerschnitzel Kindertellers als eines kolossalen Jägerschnitzels.

Da nun aber so viel Geschenkpapier auf der Straße lag tricksten wir den Rest der Welt geschwind aus und wurden von unserem Begleitschutz zum Lieferanteneingang delegiert. Da die Stadt Frankfurt von der Finanzkrise besonders hart getroffen wurde muss das Stadion dort auf die Errungenschaften eines elektronischen Zugangssystem und aureichenden Personals verzichten sodass die Karten auf althergebrachte Art und Weise entwertet wurden. Althergebracht waren auch die anschließenden Kontrollen. Taschentücher mussten einzeln entfaltet werden, Halstücher wurden konfisziert und eine Postkarte die zufällig noch in einer meiner Hosentaschen war wurde glücklicherweise enttarnt. Gott sei Dank, man denke nur an die vielen Opfer, die sich ihre Körper an Papierkanten aufschlitzen!

Die bereits kontrollierten wurden jedoch nicht, obwohl sie ja bereits im Stadion waren, zum Block gelassen sondern wie auch vor der Kontrolle abermals gesammelt und in der Sonne stehen gelassen. Die armen Ruhrgebietskinder kriegen echt zu wenig Tageslicht ab wenn sie den ganzen Tag auf fünfter Sohle schuften müssen. Da hat es doch was Gutes, dass die Exekutive des Staates die Gesundheitsreform direkt an den Mann bringt. Trotzdem ließ der Haufen all das mit erstaunlicher Gelassenheit über sich ergehen. Es ist ja schließlich alles zu unserer Sicherheit.

Diese Gelassenheit zeigte sich dann jedoch nicht mehr als wir nach der 90-minütigen Gängelei (damit mein ich nicht das Spiel) endlich den Gästeblock erreichten und es bei der in Frankfurt üblichen zweiten zu intensiven Kontrolle kommt. Es wurde gedrängelt und gedrückt und die Gendarmerie desinfizierte den kompletten Eingangsbereich mit Sakrotan. Auch hier, selbst in Zeiten der Schweinegrippe immer um unser Wohl bedacht. Einige Resolute verschafften sich dann in diesem Zuge Einlass, andere unverhofft glückliche wurden mit reingespült, andere wichen nach hinten aus als die Meute aus einander stob, ich half einigen Pfeffersprayopfern auf die Toilette.

Ein Unding, dass es wieder mal so weit kam wo klar war, dass nach den ganzen Schikanen irgendwann knallt. Wie früh soll man denn noch anreisen? Reichen keine knapp zwei Stunden vor Anpfiff am Stadion mehr? So kam ich dann knapp vor Anpfiff im Block an. Es folgte dann eine zweite 90-minütige Schmalspurveranstaltung. Die Stimmung kam auch nicht wirklich auf Touren. Einzig beim Torjubel wurde es verständlicherweise etwas lauter. Wenn man vier Monate an Frankfurt auswärts zurückdenkt trennt das schon Welten. Es läuft einfach nicht.

Nach dem Spiel waren dann glücklicherweise am einzigen Speisenstand an dem man auch mit dem altbewährten Bargeld zahlen konnte bei meinem Vordermann in der Schlange eben jene Speisen ausverkauft. Top! So musste ich weiter von meinem köstlichen Yorma’s-Baguette zehren. Von den Schupos wurden wir dann auch wieder zurück durch den Wald zum Stadionbahnhof geleitet wobei dieses mal auch einige Frankfurter Würstchen an der Kneipe bei der Unterführung warteten. Da diese genealogisch Ergüsse verlauten ließen muss ich die Tage nochmal bei meinen Großeltern anrufen und mich dessen vergewissern.

Am Bahnsteig wollte man uns eigentlich direkt nach Gießen schicken was jedoch Unmut erzeugte, da einige wenige noch Zeug am Hauptbahnhof eingeschlossen hatten und einige viele sich dort noch für die Rückfahrt eindecken wollten. So kam es nach einer Weile noch zu einem Kompromiss mit der Miliz (WOW!). Aus Angst wir würden brandschatzend durch Hessen ziehen wurde der Sonderzug über den HBF umgeleitet. Als einzigem Nicht-Kostümultra im Abteil übergab man mir feierlich eine Einkaufsliste und ich eilte zum örtlichen Getränkekiosk. Der freundliche Inder stellte vor lauter Überfüllung seine Preispolitik einfach auf den Kopf und verkaufte alle Getränke zum Fanpreis von 3,50€ – ungeachtet des Inhalts, der Größe und des ursprünglichen Preises. Da lässt sich der kolportiert klügste Mensch der Welt doch nicht lumpen und macht den Superdeal. Wo manch einer sich sein 0,33er Limobier 3,50€ kosten ließ ging ich in die vollen und erwarb alle vorhandenen Dosen Faxe Elefantenspritzen, deren Preis vor der Preisumstellung deutlich höher lag! Endlich was zu Essen.

Der Rest der Fahrt war relativ locker, da die ganzen anderen Fans nicht mit uns am Stadion ausgeharrt hatten sondern mit den Regelzügen entschwunden waren. In Hagen gab es dann nochmal einen Aufenthalt, den ich endlich dazu nutzen wollte mir etwas zu Essen zu kaufen. Da ungefähr alle in den McDonalds stürmten ging ich 100 Meter die Straße runter und betrat eine Dönerbude. Zu meinem Erstaunen hatte diese klassische Dönerbude aber keinen Döner! So empfahl mir der Dönermann, der ja keiner war, einen Dürüm mit Schafsinnereien vom Spieß! War lecker! Um 23:45 Uhr war ich dann wieder in Scheiß-Rosicky – da gab es weitaus spätere Ankünfte bei WET-Touren aus Frankfurt – aber auch erfolgreichere. Zum Glück kommen ja nachdem die Amateure jetzt die Ossiwoche einläuten nur die gerade stabilisieren Bayern…

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