„Das ist die erste Klasse – bitte weitergehen!“

Dieses erstklassige Zitat eines noch erstklassigeren Rentners fasst den vergangenen Samstag perfekt zusammen. Eigentlich wollte ich besagtem Senior lediglich dabei behilflich sein seinen Koffer in der Gepäckablage zu verstauen, handelte mir aber diese völlig verständliche Abfuhr ein. Selber Schuld – wie konnte ich mir nur einbilden, dass die im Metronom von Rotenburg a.d. Wümme gen Hamburg reisende Oberschicht die Hilfe des asozialen Ruhrgebietprekariats annehmen würde. Ähnlich wird sich im weiteren Verlauf des Nachmittages auch unser ruhmreicher BVB gefühlt haben, der von den Hansestädtern ebenfalls humorlos seine Grenzen aufgezeigt bekam.

Aber fangen wir vorne an. Während das Bichmobil mit Ewald am Steuer und Kai-Uwe im Essig mit einiger sufftechnischer Verspätung gen Norden aufbrach, begann der Tag für mich schon um 5.00 Uhr morgens. Da ich ja in einer der bundesdeutschen Metropolregionen wohnhaft bin (danke an JVL für diese Information)  kann ich auf ein durchaus wohl funktionierendes ÖPNV Netz zurückgreifen und durfte prompt zum Essener HBF laufen.  Dort wartete ich allein und verlassen auf den Zug gen Bierhauptstadt und durfte die circa 30 Ultras aus Münster am Gleis gegenüber bestaunen, bevor mich ein äußerst allmächtiger Greifvogel Ansprechpartner entdeckte und bis Dortmund in einen kurzweiligen Monolog verwickelte.

Dort komplettierte sich mit dem schlausten und ältesten Fan meine Reisegruppe und einer heiteren Hinfahrt mit dem Wochenendticket des Unternehmens Zukunft stand nichts in im Wege. Da wir keine fünf Stunden unterwegs waren, erreichten wir Hamburg gut gelaunt und völlig entspannt und begaben uns erst einmal in die Innenstadt um im Feinkostrestaurant am ZOB erstmal ausgiebig Mettwurst, Bockwurst, Frikadellen, Senf und Käsechips zu speisen, bevor wir uns auf den Weg Richtung Volksparkstadion machten.

Skurrile Geschichte am Rande, während wir auf die S-Bahn warteten, sahen wir in einer einfahrenden und total leeren Bahn einen einzelnen HSV Fan, den wir fragten, ob auch dieser spärlich gefüllte Zug zum Stadion fahren würde. Wider Erwarten bejahte er und sagte, dass es alternativ zum bekannten Ausstieg in Stellingen auch die Möglich gebe nach Othmarschen zu fahren, wovon uns dann ein Shuttle-Bus genau in den Biergarten vor dem Gästeblock fahren würde. Wie unangenehm…

Dort kam es dann zur kleinen Familienzusammenführung, wie selbstverständlich saßen die Vieraugenbich, Indiana Gerdi und Lars (bekannt aus den Abenteuern Eurer Lieblingsfamilie im europäischen Bleikristallzentrum) im Schatten und genossen eine erfrischende „Gerstenkaltschorle vor dem Away Sektor“. Recht schnell wurden wir aber der Szenerie überdrüssig und eilten ins Stadion, wo sich  noch ein kosteneutrales Plätzchen im Oberrang fand. Seit Ewigkeiten hatte der BVB heute sein Gästekontingent nicht ausgeschöpft, ob es an der nach wie vor frechen Preispolitik des Hamburger Sportvereins liegt oder ob der gemeine Freier arg von der Wirtschaftskrise gebeutelt ist, können wir an dieser Stelle nicht abschließend beantworten. Trotzdem ist ja Klasse nicht abhängig von der Masse und so setzte der Gästeblock auch heute wieder optisch einige Akzente, zum Beispiel mit dem absolut gelungen Wurfrollen/Konfetti Intro. Akustisch kam verständlicherweise nicht allzu viel, wenn man schon nach 13 Minuten weiß, dass das heute in die Binsen geht, ist nicht jeder der 5000 Dortmunder bis in die Haarspitzen motiviert…

Nach dem Spiel war ich dann doch etwas niedergeschlagen, und begab mich auf meinem neuen Geheimweg zurück zum HBF, wo Jan und ich trotz längeren Rumgammelns vor dem Gästeblock noch deutlich vor den Ultras ankamen und prompt am falschen Gleis warteten. War aber nicht so schlimm und so begann um kurz vor 19.00 Uhr eine der asozialern Rückfahrten in den Raucherabteilen der deutschen Bahn. Müßig zu sagen, dass ich natürlich in Dortmund noch eine angenehme Dreiviertelstunde auf den letzten Zug des Tages warten durfte und dann wieder dem absolut begeisternden ÖPNV Netz sei dank nach Hause laufen durfte. Ein Dank noch an die Kollegen aus Blogosphäre, die mir in Dortmund mit unterhaltsamen Geschichten und Thor Steinar Bier noch die Wartezeit vertrieben.

2 Gedanken zu “„Das ist die erste Klasse – bitte weitergehen!“

  1. Jan von Liv schreibt:

    Man sollte noch erwähnen, dass in Hamburg, sicherlich von Haute Couture mehr angehaucht als das Ruhrgebiet, die Menschen, insbesondere BWL’ler gerne mal Hochzeitskleider aus IKEA-Bettwäsche tragen.

  2. schnurzeletti schreibt:

    Ein wesentliches Detail der Rückfahrt, ich war aber zu faul all die Erlebnisse ebendieser auch noch niederzuschreiben – sollen die neugierigen Gaffer beim nächsten auch WET fahren 😉

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