Schublade auf – Fan rein – Schublade zu

Schubladendenken ist bekanntlich etwas ziemlich schönes. Zum einen erspart man sich das lästige nachdenken und differenzieren zum anderen hat man sofort ein perfektes, unerschütterliches Weltbild – und das in unserer schnelllebigen Zeit. Welch Vorteil.

Dass man sogenannte Fans in Anführungszeichen eindrucksvoll in drei völlig ausreichende Kategorien steckt, weiß der gemeine Bichblogleser schon seit Jahren. Diese Woche wurde diese Absurdität aber um ein weiteres Kapitel ergänzt. Wie sicherlich auch jeder schon der Blogosphäre entnommen hat, reichte die Bundestagsfraktion von Büdnis90/Die Grünen diese Woche „den Antrag, alle Formen von Diskriminierungen zu thematisieren, Bürgerrechte von Fußballfans zu stärken und für einen friedlichen und integrativen Fußballsport zu werben“. Wie nicht anders zu erwarten, wurde dieser durchaus vernünftige Antrag von den sogenannten „Volks“parteien abgelehnt. Neben einer ohnehin haarsträubenden Begründung („Der Antrag enthalte eine Reihe von Selbstverständlichkeiten und Banalitäten“) durfte sich auch noch der ausgewiesene Soziologe und Intimus der Fanszene Deutschlands Bernd Heynemann zu der Thematik äußern.

Seiner  eloquenten und nachhaltigen Einschätzung der Lage verdanken wir nun drei neue Kategorien, in die wir die sogenannten „Fans“ nun stecken können.

Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter und jetzige CDU-Bundestagsabgeordnete Bernd Heynemann äußerte sich in einer Rede zum Antrag und erklärte, dass es bei Fußballfans grundsätzlich drei Typen gäbe. So sei der erste Typ derjenige, der gerne ins Stadion geht, um guten Fußball zu sehen und seine Mannschaft anzufeuern. Die zweite Gruppe Fans sind nach Heynemann die Hooligans, die „vorrangig Ausschreitungen mit anderen Fangruppierungen und der Polizei und den Ordnungskräften provozieren wollen.“ Ihnen sei, so Heynemann, das Zünden von bengalischen Feuern und Rauchbomben ein legitimes Mittel, um andere zu stören. „Die dritte Gruppe, die so genannten Ultras, haben sich zum Ziel gesetzt, im Vorfeld des Stadions, das heißt in der Stadt und im Stadion schon Hasspunkte, Gewaltpunkte, Krawallpunkte zu setzen. Und sie haben mit dem Fußball nichts mehr zu tun, stellen aber eine große Bedrohung dar, da sie sich beim Anmarsch und beim Rückmarsch der Fans zum und vom Stadion mit unter diese mischen und damit Ausschreitungen mit den Ordnungskräften und der Polizei provozieren“, so Heynemann weiter.

Dazu kann der Bichblog nur gratulieren, Herr Heynemann hat alle Probleme in Fußballdeutschland grundlegend analysiert und viele Lösungen aufgezeichnet. Hoffen wir, dass DFB, DFL Fanvertreter und Fanprojekte schon bald auf diesem Fundament Konzepte entwickeln können.

Da Fußball für die Bichs aber nur eine gesellschaftliche Randerscheinung ist, würden wir uns diese komplexe Schubladeneinschätzung auch in anderen Bereichen wünschen und bitten daher die Herrn Heynemann die deutsche Polizeiarbeit zu kategorisieren. Hierzu stellen wir gerne  Bildmaterial und einen kleinen Bericht zur Verfügung. Wobei Herr Heynemann selbstverständlich auf die vorbildliche funktionierende Gewaltenteilung in unserer freiheitlich demokratisch grundgeordneten Überrepublik verweisen kann ( 1. 2. 3. )

3 Gedanken zu “Schublade auf – Fan rein – Schublade zu

  1. Bich & Ich schreibt:

    Dann wäre da noch Typ 4, der sich für Fussball nicht die Bohne interessiert, und ausschliesslich unter Alkoholeinfluss jubelt. Und dann auch meistens nur wenn alle anderen es tun. Oder vorhersieht, dass alle anderen es tun werden, mit seiner La Ola kurz aufsteht , Finger zittern lässt, ein Ööööööööööh anstimmt, welches in ein kurzes Oh umschlägt als er bemerkt, dass er versehens alleine die Gegenmannschaft anfeuert. Künstlerpech.

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