Wer kennt es nicht aus eigener Erfahrung? Der heilige Abend nähert sich unaufhaltsam, die Stimmung um einen herum wird immer besinnlicher, dicke rote Kerzen und Tannenzweigenduft betören Sinne, was liegt da näher als ein romantisches Wochenende voller Fußball? Selbstverständlich nichts, also machten sich die beiden vollschlanken Bichs am vergangenen Freitag bereits am frühen Nachmittag auf in die Bierhauptstadt, wo unsere Borussia heute den sogenannten Mythos aus der Nähe von Rheydt empfangen sollte. Versiert quetschten sich Herwig und Kai-Uwe zwischen die spießigen Frühfeierabendmacher, die ackernden Hafendirnen und die kecken Weihnachtsmarktbesucher. Aufgrund der frühen Abfahrtszeit blieb man glücklicherweise vom üblichen Kuttenterror verschont, lediglich ein Gladbacher gesellte sich in unserer Eliteabteil, außer ein paar misstrauischen Blicken wurden aber keine weiteren Nettigkeiten ausgetauscht. Apropos nett: der liebende ältere Bruder hatte extra für den vergesslichen Kai-Uwe einen zusätzlichen Schal mitgebracht, damit dieser am unkommerziellen Schal-lalala Tag nicht frieren musste. Dementsprechend zierte der Name des weltbesten Sportdirektors, Kapitäns und Elfmeterschützen den Hals des allseits bewunderten Vieraugenjunges.
Direkt nach der Ankunft in Dortmund eilten wir zur ultrigsten Kneipe statt, wo wir die liebevoll gezapften Getränke des Steineschmeißers entgegennahmen. Nach kurzem Aufenthalt ging es dann mit Zwischenstopp im Kreuzviertel zügig gen Stadion, wollte man doch nicht die einzigartige Werbeshow vor dem Anpfiff verpassen. Das Spiel ist schnell erzählt. Trotz einer frühen rote Karte konnte der BVB das Spiel dominieren und gewann verdient mit 2:1, wobei die falsche Borussia das Spiel nach dem Anschlusstreffer noch einmal spannend machen konnte. Leider zeigte sich die Südtribüne heute mal wieder von ihrer lethargischen Seite, statt die Mannschaft nach vorne zu peitschen und ihr als „elfter Mann“ beizustehen, zeichnete sich die gelbe Wand eher durch Schweigen oder unsinnigem Gepöbel gegenüber den Unaussprechlichen aus. Schade – eine engagierte Tribüne hätte es heute für die Mannschaft sicherlich leichter gemacht. Immerhin wissen wir nun, welche Vorsätze wir für das neue Jahr fassen müssen, nämlich zuhause eine ähnliche Ekstase zu erzeugen wie es häufig auswärts der Fall. Vielleicht sollte sich der ein oder andere Fan auchmal überlegen, ob er nicht auf der Tribüne zum Gelingen des Spiels beitragen möchte, anstatt passiv unter der Süd vor dem TV sein Bier zu trinken. Dieses kriegt man bestimmt in jeder Kneipe günstiger und leckerer…
Nach dem Spiel trafen sich die sogenannten Fans in Anführungszeichen noch wie früher in unserer ehemaligen Stammkneipe, wo leider aufgrund von Platzmangel nie ganz die Stimmung vergangener Tage entstand. Trotzdem ein geselliger Abend im Kreise seiner Freunde, können wir gerne bei Gelegenheit wiederholen!
Vernünftig wie immer machten sich die Bichs dann auch zeitnah auf den Heimweg, schließlich lud der Vieraugenbich am nächsten Morgen um 11.00 Uhr zum Frühstück. Diese Gelegenheit wollte sich auch der bullige Nichtraucher aus Oberhausen nicht entgehen lassen und entschied sich dafür nach Bier rein im GT und Bier raus vor dem GT sofort bei Kai-Uwe zu nächtigen.
Auch Herwig traf überpünktlich 45 Minuten nach der vereinbarten Zeit ein und so konnten sich die anwesenden Rennfahrer endlich dem rohem Fleischkonsum widmen und das obligatorische Konterbier zu sich nehmen. Viel zu spät machte sich dann die illustre Reisegruppe auf zum Georg Melches Stadion, um dem Spitzenspiel der vierten Liga zwischen Essen und den Amateuren vom BVB beizuwohnen.. Nach einem Fußmarsch, dessen enorme Länge weder Worte noch Bilder beschreiben können, betraten wir pünktlich zum Anpfiff das Stadion, wo wir Zeuge des spannendsten Spiel der Hinrunde wurden, zumindest in der vierten Liga, das Derby und das Spiel in Udine weiß ich noch immer nicht richtig einzuschätzen. Ein 2:0 Vorsprung der Guten zur Halbzeit, egalisierten die Essener nach der Pause und konnten sogar in Führung gehen. In der 88. Minute, als es schon so aussah, das die wichtigen Punkte im Aufstiegsrennen in der Kulturhauptstadt bleiben würden, setzten unsere Amas mit zwei Sonntagsschüssen für die Entscheidung und versetzten den gut gefüllten Gästeblock in Ekstase.
Überhaupt hatten wir das Stadion gesanglich fest im Griff, über 90 Minuten kreative, lautstarke Unterstüzung der Mannschaft. Einziger Kritikpunkt, wenn überhaupt, dass zumindest meinem Empfinden nach, manche Lieder einfach zu lange gesungen werden. Highlight sicherlich nach dem Schlusspfiff die gemeinsame Feier mit unseren Jungs. Diese Emotionen und diese Freude der Spieler kommen einfach von Herzen – eine Wohltat für jede Fanseele in Zeiten des modernen Fußballs. Essen wie immer in letzter Zeit, eine Söldnermannschaft und oberultrige Supercasuals, die immerhin eins gemeinsam haben (also Team und Ultras) nämlich keine Mentalität, anders kann ich mir die völlig uninspirierende Nachmacherei in der Ostkurve nicht erklären. Warum will man nicht unbedingt auch in der vierten Liga seine eigenen Lieder singen, statt die Hoffenheim/S05 Einheitsbrei nachzuahmen. *gähn* Die Hafenstraße ist wirklich tot und stellt sich nicht bald sportlicher Erfolg ein, wird das wohl auch nicht mehr zu ändern sein.
Nachdem Spiel kutschierten uns die bereitgestellten Busse über fantasievolle Wege zur Baustelle HBF, wo man von der „Polizei“ gewohnt zuvorkommend behandelt wurde und nach kurzer Diskussion auch tatsächlich den HBF gen Heimat verlassen durfte.
Das Wochenende ließen dreiviertel der Bichs dann auf gewohnte Weise ausklingen, etwas Bier, etwas Musik, ein kleiner Döner mit Snör Bertram waren die einzigen erwähnenswerten Dinge, keinesfalls hat ein Rabe nur durch sein Gewicht einen Stuhl zerstört und dieser Rabe würde auch niemals vor eine unserer Lieblingskneipen kotzen. Zum Glück, so musste niemand nach einem Schuldigen suchen…
Super BVB!
Ein Gedanke zu “Vorweihnachtsstress…”