Auswärts zuhause

Zum ersten Mal in meinem Leben gastierte unsere ruhmreiche Borussia heute in einem Pflichtspiel an Essener Hafenstraße um die vermeintliche leichte erste Runde des DFB Vereinspokals zu überstehen. Zur Vorbereitung auf dieses wichtige Spiel stimmte ich mich bereits am Freitag mit zwei weiteren Vierlingen auf die heutige Partie ein, in dem wir am Saisonauftaktsabend des 1.FCP die Stärken und Schwächen des heutigen Gegners analysierten. Leider gehörte zur unseren Stärken nicht der maßvolle Umgang mit hopfenhaltiger Flüssigkeit, so dass wir unseren Abend am Tatiktisch erst gegen 6.00 morgens im legendären Gemarkentreff beenden konnten.

Nach erholsamem vierstündigen Tiefschlaf weckte mich unverständlicherweise der frühmorgendliche Anruf des Vieraugenvierlings, der sich bereits eine gute Stunde später Treffen wollte. Wach, motiviert und voller Tatendrang begab ich mich baldmöglichst zu unserem Treffpunkt, einem Essener Szenerestaurant, dessen kulianarischer Ruf bis weit hinter Essen-Steele Ost zu hören ist, so dass selbst der zweitbeste Autofahrer der Szene sich die Ehre gab, mit uns zu picknicken…

Leider (Snyder) hatte der Römer Grill beschlossen geschlossen zu schließen, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als uns sofort gen Stadion aufzumachen. Am Essener HBF angekommen genossen wir erstmal das bunte Treiben am Vorplatz, wo unter völliger Abwesenheit unserer besten Freunde und Helfer die vorher proagierte Fantrennung außer Kraft gesetzt wurde und sich beide Lager schonmal warmsingen konnten. Erfreulicherweise kann man doch einmal festhalten, dass der schwarzgelbe Anhang zumindest nicht völlig abgestumpft ist und immerhin ein gewisses Maß an Kreativität an Tag legt, wohingegen die Rot Weißen uns mit einem bunten Potpourri (Danke an Liv) der Bundesligastadienmalloracahitmixer zu erfreuen wußten. Bleibt zu hoffen, dass an normalen Spieltagen das Essener Liedgut nicht nur von diesen sogenannten „Fans“ domniert wird.

Schnell war man derart Szenerie überdrüssig, so dass wir uns zügig mit den bereit gestellten Bussen in Richtung des hermitisch abgeriegelten Gästeblocks fahren ließen. An dieser Stelle ein besonderer Dank an den Planer dieser malerischen und vor allem überhaupt nicht umständlichen Fahrtroute, endlich habe ich mal die wunderschönen, kulturellen Ecken der künftigen Kulturhauptstadt kennengelernt – das wurde auch Zeit!

Endlich am Stadion angekommen, dachte ich eigentlich, dass das Spiel wohl doch verlegt worden ist, damit ich endlich dem scheidenden US Präsidenten meine Aufwartung machen könnte, schließlich hätte ich noch zwei gute Vorschläge, wie man sich im Irak verhalten könnte. Leider stellte sich heraus, dass ich nach Überwinden dreier winziger Sicherheitskontrollen inklusive Drogen- und Sprengstoffspürhund und trotz der Anwesenheit von hunderten Polizisten und genausovielen Ordnern lediglich ein Fußballspiel sehen durfte – muß ich meine Weisheiten doch für mich behalten – schade.

Das Spiel wird ja mittlerweile jeder gesehen haben, den in diversen Printmedien vermittelten guten Eindruck des BVB kann ich leider noch nicht bestätigen. Insbesondere in der ersten Halbzeit wirkte die Mannschaft einfallslos und defensiv immer noch instabil, so dass sich der Klassenunterschied erst ab der 70 Minuten beobachten ließ, als den Essenern immer mehr die Kräfte schwanden. Auf kuttisch heißt das ganze wohl „Essen ist fertig“. Im Endeffekt wurde die Partie aber verdient mit 3:1 gewonnen, Kloppo sei dank (…).

Zur Stimmung nur kurz die Anmerkung, dass der Mythos Hafenstraße wohl tatsächlich ein Mythos bleiben wird, allerdings im negativen Sinne. Von der erwarteten Stimmgewalt des Heimanhangs wurde ich mehr als enttäuscht, einizige laute Lieder von Essener Seite waren das völlig ausgelutschte „Heidi Ho“ in RWE 07 Version, deren ganzes Leben und ganzer Stolz und das zugebenermaßen doch recht kultige von Ruhr bis an die Elbe, alles in allem also lediglich drei Lieder von ungemeiner Kreativität. Traurig, was aus Essen geworden ist.

Nach dem Spiel machten sich die Bichs eilig auf in die Sternquelle, wo der Kegelbedeutung von Würfeln die klassische Bedeutung von Würfeln verliehen wurde. Zum Glück wurden die Stammkegler heute würdig von einem Tennisass unterstüzt – zu hoffen bleibt, dass sich für ihn der Verzicht auf Olympia gelohnt hat.

Ich glaub es geht schon wieder los…

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